Schmerzloser Verzicht

Oliver Kern meint, Dirk Nowitzki verdient noch ziemlich viel Geld

Schlecht über Dirk Nowitzki zu reden, ist nicht einfach. Der Würzburger war mal der beste Basketballer der Welt und zudem schon immer ein ganz Netter. Witzig, zurückhaltend, Typ Schwiegermamas Liebling. Er spendet für Flüchtlinge und veranstaltet Charity-Events in den USA und Deutschland, auf denen er Millionen Dollar und Euro für Kinder einsammelt. Da sitzt das Lob lockerer als der Tadel.

An dieser Stelle soll der Spieler der Dallas Mavericks zwar auch nicht gleich geteert und gefedert werden, doch die Grenzen der Lobhudelei wurden erreicht - spätestens am Donnerstagabend in Texas, als Nowitzkis neuer Vertragsabschluss verkündet wurde: Zwei weitere Jahre darf der 39-Jährige nun in der NBA auflaufen und dafür insgesamt zehn Millionen Dollar einstreichen. Einen »Freundschaftspreis«, nennen das die Kommentatoren auf beiden Seiten des Atlantiks. Immerhin hätte er ja 25 Millionen verdienen können, doch zugunsten der zu haltenden oder neu zu verpflichtenden Mitspieler verzichtete Nowitzki großzügig auf einen Großteil seines Salärs.

Ach, wie edel von ihm! Und das nicht zum ersten Mal. 2010 hatte er schon einmal auf 16 Millionen verzichtet. Neue Mitspieler verhalfen Dallas im Folgejahr zum ersten und bisher einzigen Titelgewinn. Eine Wiederholung 2018 ist aber so gut wie ausgeschlossen, denn Nowitzki ist nicht mehr so gut wie 2011. Er ist noch langsamer geworden, in der Defensive katastrophal und offensiv nur noch gut, nicht mehr spektakulär. Schon deswegen wären 25 Millionen unangebracht gewesen.

Und nebenbei: Zehn Millionen Dollar sind immer noch viel Geld. Nowitzki bräuchte wohl nicht einen Cent davon. Am Ende des kommenden Jahres wird er die 250-Millionen-Dollar-Karrieremarke durchbrechen, Werbeeinnahmen nicht eingerechnet. Und für einen ausschweifenden Lebensstil ist er nicht bekannt.

Über das Perverse solcher Summen spricht kaum noch jemand. Nowitzki sorgt für halbwegs volle Hallen und eine Menge verkaufter Shirts mit seinem Namen drauf. Die Kosten holt er also wieder rein. Dass sich manch armer Basketballfan die immer teurer werdenden Tickets, Shirts und Schuhe seiner Stars nicht mehr leisten kann, wird akzeptiert, so lange andere das System am Laufen halten.

In Dallas leben 300 000 Menschen in Armut - mehr als jeder Dritte! Bei Gehaltsunterschieden der Einwohner ist Dallas führend unter US-Großstädten. Nowitzki dürfte auch mit »nur« 10 Millionen Dollar für eine weitere Verschlechterung der Statistik sorgen. Das gesparte Geld bekommt ein anderer Basketballmillionär, der noch am Anfang der Karriere steht. Er hat es sicher nötig.

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