Cosco und die Docker von Athen

Im privatisierten Hafen von Piräus wird jetzt um einen neuen Tarifvertrag gerungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Vor ein paar Tagen machte die Nachricht Schlagzeilen, dass die chinesische Reederei Cosco ihre Rivalin Orient Overseas International aus Hongkong für umgerechnet 5,5 Milliarden Euro übernehmen will - die nächste Fusion in der Branche. Die Zusammenschlüsse sind Folge eines jahrelangen Preiskampfes infolge hoher Überkapazitäten.

Die Konkurrenz wird freilich nicht bloß zulasten unterlegener Mitbewerber ausgetragen, sondern auch und immer auf dem Rücken von Beschäftigten. Nicht zuletzt in Griechenland, wo Cosco schon im vergangenen Jahr bis 2051 die Nutzungsrechte am landesweit größten Hafen von Piräus im Großraum von Athen gekauft hatte. Wie sich das erzwungene Geschäft auf die dort Arbeitenden auswirken wird? Im Sommer läuft der bisherige Tarifvertrag aus, die Gewerkschaft der Hafenarbeiter verhandelt gerade über neue Bedingungen. Es besteht unter anderem die Sorge, dass der chinesische Konzern versucht, »die alten, gut bezahlten Arbeiter loszuwerden« und Teile der Hafenarbeit an Subunternehmer auszulagern, sagt Gewerkschaftschef Giorgos Gogos im nd-Gespräch. Er weiß, wie man Druck macht - die rund 1000 Beschäftigten des Hafens haben früher schon gegen die Privatisierung protestiert. Der Dockarbeiter weiß aber auch um Probleme im eigenen Lager - Zersplitterung etwa oder »die Unfähigkeit, auf die neuen Bedingungen der Krise zu reagieren«, wie es Gogos formuliert.

Eine Krise, die mehrere Dimensionen hat: eine innergriechische, eine der Austeritätspolitik der Gläubiger, eine der globalen Containerbranche. Mit der Übernahme von Orient Overseas würde Cosco zur drittgrößten Container-Reederei der Welt. Noch müssen Kartellbehörden und Aktionäre von Cosco zustimmen. Die, die für das Unternehmen arbeiten, haben dabei keine Stimme. nd Seite 3

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.