Ersatzverkehr funktioniert, Signale nicht
Die Arbeiten am Ostkreuz erreichen die Schlussphase, der S-Bahnverkehr nach Lichtenberg fällt aus
»Sehr verehrte Fahrgäste, zur Zeit ist der Zugverkehr unregelmäßig.« S-Bahnnutzer kennen diese Durchsage. Betroffen ist am Montag vor allem die Stadtbahn mit Signalstörungen an der Friedrichstraße und am Hackeschen Markt. Offensichtlich läuft die während der Wochenendsperrung in Betrieb genommene neue Signaltechnik noch lange nicht rund.
Jedoch sind die Berlinerinnen und Berliner vor allem von den Bauarbeiten am Ostkreuz betroffen - so auch die Redakteurinnen und Redakteure des »nd«. Eine in Lichtenberg wohnende Kollegin bekommt von der S-Bahn Hotelgutscheine , um nachts ruhig schlafen zu können. Eine übliche Praxis, bestätigt Michael Baufeld, Sprecher für Großprojekte bei der Deutschen Bahn. Lärmintensive Bauarbeiten in schutzbedürftigen Zeiten, also zwischen 22 Uhr nachts und 6 Uhr morgens und sonntags ganztätig, benötigen eine Ausnahmegenehmigung des Senats, der auch Auflagen erteilen kann. Wie viele Haushalte solche Gutscheine angeboten bekommen, kann Baufeld allerdings nicht sagen. »Das sind Einzelfallentscheidungen, die über Baulärmgutachten für jeden Bauabschnitt neu getroffen werden.«
An den Bahnhöfen Lichtenberg, Ostkreuz und Ostbahnhof weisen große Plakate und aufgeklebte Fußabdrücke den Weg zum Ersatzverkehr. Noch bis zum 21. August werden bis zu 50 Busse täglich diesen bestreiten. Danach soll auch die S 3 wieder bis in die Innenstadt durchfahren. Bis Ende des Jahres sollen wesentliche Teile des Ostkreuzes fertiggestellt sein.
Pendler, Gäste und Touristen scheinen sich nicht groß behindern zu lassen. Die Wege zu den Ersatzbussen sind ausgezeichnet, an den Bahnhöfen informiert Personal in Warnwesten über den veränderten Zugverkehr. Ein Paar unterhält sich auf Vietnamesisch. Als sie realisieren, dass sie doch länger warten müssen, zückt er ein Smartphone. Die BVG-App informiert sie, dass sie mit dem Regionalzug schneller sind.
Nur die Signalstörung lässt die Menschen verzweifeln. Die S 7 fährt bis in den Nachmittag nur von Potsdam bis Charlottenburg, in Friedrichstraße, am Alexanderplatz und am Ostbahnhof müssen die Passagiere umsteigen. Am Ostbahnhof stimmt die Ansage nicht. »Auf Gleis 10 steht für Sie bereit: S5 nach Spandau«, ertönt sie , obwohl kein Zug da ist. Ein Mann in blauem T-Shirt und mit blauem Hertha BSC-Rucksack schreit empört: »Ihr wollt mich doch verarschen!« Vielleicht will er ja zum Sonderzug zum 125. Geburtstag der »Alten Dame« - der fuhr aufgrund der Signalstörung ebenfalls nur verkürzt: nämlich zwischen Potsdam und Charlottenburg.
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