Fischsterben blieb weitgehend aus
Regelmäßige Niederschläge lassen Straßenschmutz nicht auf einmal in Gewässer und Kanäle gelangen
Das Fischsterben in Kanälen hält sich aus Sicht der Berliner Umweltverwaltung in diesem Sommer bislang in Grenzen. »Es ist kein Vergleich zu früheren Jahren«, sagte Experte Derk Ehlert. »Die Gewässer sind bisher nicht so richtig umgekippt.« Nach dem Jahrhundertregen Ende Juni habe man Fischkadaver relativ schnell einsammeln können. Berlins Umweltstaatssekretär Stefan Tidow (Grüne) hatte die Menge kürzlich im Abgeordnetenhaus auf mehrere Tonnen beziffert, betroffen war demnach insbesondere der Urbanhafen in Kreuzberg.
Für Ehlert liegt der glimpfliche Verlauf in diesem Sommer auch an den regelmäßigen, teils starken Regenfällen. So sei etwa Schmutz von der Straße immer wieder weggespült worden - die Mengen landeten nicht auf einen Schlag in den Kanälen, wenn die Mischkanalisation überlief. Das organische Material, von Hundekot bis Laub, sorgt in solchen Fällen über chemische Prozesse für ein Absinken des Sauerstoffgehalts im Wasser. Fische können ersticken. Nach dem Jahrhundertregen vor knapp einem Monat reduzierte sich der Gehalt in Kanälen wie dem Landwehrkanal in Neukölln und Kreuzberg etwa auf null. Inzwischen lägen die Sauerstoffwerte in den nahezu stehenden, engen Kanälen wieder zwischen drei und sechs Milligramm pro Liter, sagte Ehlert. Das seien die üblichen Werte in diesen Gewässern. Allerdings muss nachgeholfen werden: Seit dem 23. Mai ist unter der Woche jede Nacht das Belüftungsschiff »Rudolf Kloos« im Einsatz. Es reichert das Wasser wieder mit Sauerstoff an. Zwischen 22 und 6 Uhr fährt es auf dem Landwehrkanal und dem Neuköllner Schifffahrtskanal - noch kontinuierlich bis mindestens Mitte September. Ein Einsatz darüber hinaus wird vom Wetter abhängig gemacht. Denn auch die Wassertemperatur ist ein Faktor: Je höher sie ist, desto eher sinkt der Sauerstoffgehalt.
Bei Wolkenbrüchen kommt es in Berlin immer wieder zu einem Überlaufen der Mischkanalisation - auch wenn die Wasserbetriebe große unterirdische Rückhaltebecken bauen. Ein Mix aus Abwasser aus Haushalten und Regenwasser schwappt dann aus Überläufen in die Gewässer. Über mögliche Auswirkungen des Starkregens von Samstag war zunächst nichts bekannt. dpa
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