Ohne Fristen ist alles doof
Jérôme Lombard findet formstrenge Wahlleiter gut
Wenn Landeswahlleiter über die Zulassung von Landeslisten zu Bundestagswahlen entscheiden, geht es für gewöhnlich trocken und verwaltungstechnisch zu. Wenn eine Partei formale Fehler begangen hat, also vorgegebene Fristen unterlaufen oder notwendige Unterschriften nicht zusammenbekommen hat, fällt die Landesliste durch. Das gilt für die Großen ebenso wie für die Kleinen. Alle kennen die Spielregeln des demokratischen Prozesses vorher.
Wer sich nicht daran hält, darf nicht mitmachen. Ein Auge zuzudrücken, das schickt sich für einen Wahleiter nicht. Da könnte ja jeder kommen und seinen Formverstoß als geringfügig deklarieren. Formstrenge ist hier also absolut gefragt. Dass der Landeswahlausschuss die Landesliste der neonazistischen NPD jetzt genau wegen eines solchen Formfehlers beim Aufstellen ihrer Vertreterliste nicht zur Bundestagswahl im Herbst zulassen will, ist daher vollkommen richtig. Ebenso übrigens, wie die Landesliste der »Violetten« nicht zugelassen wurde, aber da kräht kein Hahn danach.
Wenn es um die NPD, die alte, dahinsiechende Dame unter den extem rechten Parteien geht, wird so eine verwaltungstechnische Entscheidung schnell zum Politikum. Dabei geht es doch gerade nicht um politische Entscheidungen bei verwaltungstechnischen Prozessen. Die NPD wird Beschwerde beim Bundeswahlleiter einlegen. Das ist ihr Recht. Freunde des Verwaltungsakts hoffen, dass auch der Bundeswahlleiter formstreng entscheiden wird. Da es um die NPD geht, werden das auch alle Demokraten tun.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.