1270 Kilometer Urlaub am Stück
Warum der Elberadweg bereits 13 Mal beliebtester Radfernweg Deutschlands wurde
Fast 1100 Kilometer braucht die Elbe von ihrer Quelle im tschechischen Riesengebirge bis sie an ihrer Mündung bei Cuxhaven ins Meer fließt. Begleitet wird der Strom auf seinem Weg von Böhmen an die Nordsee durch sieben deutsche Bundesländer vom Elberadweg, der von Tschechien bis ganz in den Norden eine Trasse bildet, vorbei an und mitten durch wunderbare touristische Highlights, die nicht nur für Pedalritter im Urlaub oder auf dem Kurztrip Anziehungspunkte sind.
Von dem insgesamt 1270 Kilometer langen Elberadweg führen 160 Kilometer etwa durch Sachsen. Im Freistaat verläuft er nahezu parallel zur sächsischen Weinstraße, erklärt Kerstin Rosenbaum vom Tourismusverband Sächsisches Elbland. Wer mag, kann auch einen Abstecher über den Sächsischen Weinwanderweg machen.
Weingüter, Straußenwirtschaften oder Urlaub beim Winzer bieten erschöpften Radwanderern Pausen und Entspannung. Die Sächsische Weinstraße feiert in diesem Jahr zudem ihr 25. Gründungsjubiläum. Das Elbsandsteingebirge und Dresden mit seiner markanten Silhouette sind besondere Anziehungspunkte. 140 radfreundliche Unterkünfte in unmittelbarer Nähe des Weges bietet der Freistaat.
Zum 13. Mal in Folge ist der Elberadweg 2016 laut einer Befragung des Fahrradclubs ADFC zum beliebtesten Radweg in Deutschland gewählt worden, erläutert die Geschäftsführerin des Magdeburger Tourismus Verbandes Elbe-Börde-Heide, Irene Milan. »Unter anderem ist er deshalb so beliebt, weil er naturbelassen ist«, sagt sie. »Das mögen viele lieber, als auf Asphalt zu fahren.« Auch Umleitungen wegen Baustellen im Zusammenhang mit dem letzten Hochwasser würden in Kauf genommen.
Das Erfolgsgeheimnis sieht die Tourismus-Expertin im gemeinsamen Vermarktungskonzept von Böhmen bis Schleswig-Holstein. »Wir arbeiten länderübergreifend«, sagt sie. Koordinierungsstellen sind für bestimmte Elbabschnitte die Ansprechpartner für Radler und Informationssuchende. 197 radfreundliche Unterkünfte und zehn entsprechendeGaststätten gibt es in Sachsen-Anhalt, wo Naturparadiese, das Biosphärenreservat oder UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten Erholung und Kultur bieten. Insgesamt gibt es entlang des Elberadwegs mehr als 560 Unterkünfte für Radler.
Genaue Zählungen gibt es nicht, aber es gibt Hochrechnungen: Demnach nutzten pro Jahr 150 000 Fernradler und 140 000 Tagesausflügler den Elberadweg, wie Milan sagt. »Im Durchschnitt sind sie acht Tage unterwegs und dafür geben sie circa 600 Euro aus«, sagt Milan. Pro Person und Tag rechne man mit 78 Euro.
»Angefangen hatte es mal mit 78 000 Radlern,« erzählt Milan. Hinzu komme: »Der Elberadweg ist vernetzt. Er ist der Leuchtturm für die überregionalen Radwege.« Beispielsweise in Barby ist der Anschluss an den Saaleradweg, in Hohenwarthe an den Aller-Elbe-Radweg und den Elbe-Havel-Radweg nach Berlin.
Wer es bis hoch zum Norden oder sogar bis zur Mündung geschafft hat, wird extra belohnt: mit Natur, mit dem Alten Land - Deutschlands größtem Obstanbaugebiet -, mit dem Blick auf mächtige Elbdeiche und auf das Wattenmeer bei Cuxhaven. »Es ist einfach schön hier, weil der Fluss so lebendig ist«, sagt Uta Steffen von der Koordinierungsstelle Elberadweg Nord.
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) sieht zudem den Trend zum nachhaltigen Tourismus. »Jeder zweite deutsche Urlauber hat mittlerweile Interesse an nachhaltigem Urlaub«, sagt der stellvertretende DTV-Hauptgeschäftsführer und Koordinator des Fachausschusses Nachhaltiger Tourismus, Dirk Dunkelberg. Davon profitiert etwa auch Meike Land, die bei Hamburg an der Elbe einen Campingplatz betreibt. »Naturnaher Urlaub liegt im Trend«, meint auch sie. Viele wollten nicht mehr in die klassischen Urlaubsländer etwa am Mittelmeer, sondern lieber in Deutschland bleiben. »Zu uns kommen Gäste aus Hamburg, genau wie aus Tschechien, die über den Radweg gefahren sind«, sagt Land. Hinzu komme, dass die Elbe viel sauberer geworden sei. Jetzt lasse es sich gut baden und Angeln.
Doch nicht nur Urlaub am Wasser, sondern auch auf dem Wasser erfreut sich bei den Deutschen großer Beliebtheit, sagt Dunkelberg. Ob auf den Flüssen oder in den Wasserrevieren Mecklenburgs - Wassertourismus sei zunehmend gefragt und ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor. dpa/nd
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