Frau Ministerin entschuldigt sich

Sachsen: Bildungsressort-Chefin räumt schwere Versäumnisse in der Schulpolitik ein

  • Lesedauer: 2 Min.

Dresden. Den sächsischen Schulen stehen schwere Zeiten bevor. «Es ist bisher seit 1990 das schwierigste Schuljahr, was wir vorzubereiten haben», sagte Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) am Donnerstag wenige Tage vor Ende der Schulferien: «Fakt ist, dass wir in den nächsten beiden Jahren die voll ausgebildeten Lehrer nicht zur Verfügung haben werden.» Man finde auf dem Arbeitsmarkt einfach nicht genügend grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Stellen und Bewerber gingen weiter auseinander als in den Vorjahren.

Gründe gibt es laut Kurth viele. Manche wie die Flüchtlingskrise und der damit verbundene steigende Lehrerbedarf habe man nicht voraussehen können: «Andere Gründe wiederum schon. Deshalb bedaure ich es sehr und entschuldige mich dafür, dass die Studienkapazitäten für das Lehramt erst im Wintersemester 2012/2013 ausgebaut wurden.» Diese Maßnahmen seien zu spät gekommen, wie man nun bitter erfahren müsse. Denn ein Lehrerstudium dauere mit dem Referendariat mindestens sieben bis acht Jahre. «Dieser Fehler hätte nicht passieren dürfen.»

Kurth entschuldigte sich für etwas, was sie als Person selbst nicht zu verantworten hat. Als sie 2012 ins Amt kam, war der Zug nach Ansicht von Bildungsexperten schon längst abgefahren. Kurth zufolge lagen die Studienanfängerzahlen beim Lehramt von 2007 bis 2011 bei 1000 bis 1200 pro Jahr. «Überhaupt nicht ausreichend», gestand sie nun. Sie bedaure die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt für Lehrer und die Schwierigkeiten bei der Unterrichtsversorgung. Die Regierung habe aber aus den Fehlern gelernt und nachjustiert.

Für die jetzt zu besetzenden 1400 Stellen hatten sich laut Kurth nur 1160 ausgebildete Lehrer beworben - die meisten als Gymnasiallehrer. Deshalb muss Sachsen noch mehr als im vergangenen Jahr auf Seiteneinsteiger bauen. Ihre Quote bei den Neueinstellungen liegt nun bei 52 Prozent. «Jetzt rächen sich die Versäumnisse der vergangenen Jahre», erklärte die LINKE-Bildungsexpertin Cornelia Falken. Das Personalproblem, und wie es zu lösen ist, sei seit langem bekannt: «Und die Behauptung, die Staatsregierung habe aus den Fehlern gelernt, ist eine Beschönigung. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.