Maduro sucht das Gespräch mit Trump
Venezuelas Präsident will unter vier Augen mit dem US-Präsidenten über die Sanktionen reden
Nein zu den Sanktionen, ja zum Gespräch. Auf diese Kurzformel lässt sich die dreistündige Rede von Nicolás Maduro vor der Verfassunggebenden Versammlung in Caracas in Bezug auf die USA bringen. Er habe Außenminister Jorge Arreaza beauftragt, ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump oder ein persönliches Treffen am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung im September in New York zu organisieren, sagte Venezuelas Präsident am Donnerstag.
In puncto Sanktionen, die die US-Regierung nach der Wahl der Verfassungsversammlung Ende Juli gegen mehr als 20 hochrangige Mandatsträger und Maduro selbst verhängt hatte, will Maduro in den USA den Rechtsweg beschreiten: »Wir sollten in den USA alle Mittel einsetzen, um diese Erlasse, die die Sanktionen verfügten, anzufechten, weil sie keine moralische Grundlage haben«, sagte er vor der Verfassungsversammlung in Richtung von Delcy Rodríguez, der ehemaligen Außenministerin und jetzigen Präsidentin der Versammlung. Von der von der Verfassungsversammlung eingesetzten Wahrheitskommission erwartet Maduro die Aufklärung aller über 100 Todesfälle, die seit den Protesten im April zu verzeichnen waren. Dabei seien 29 Chavisten angezündet worden, neun hätten diese Angriffe nicht überlebt.
Maduro warf den USA erneut vor, hinter einem Überfall auf einen Militärstützpunkt im Norden Venezuelas am Sonntag zu stecken. Das Verhältnis von Caracas zu Washington hat sich seit dem Amtsantritt von Hugo Chávez 1999 deutlich verschlechtert, der Putschversuch 2002 gegen Chávez mit US-Unterstützung ist unvergessen.
So schlecht das politische Verhältnis zwischen Chávez und Bush oder nun zwischen Maduro und Trump auch immer sein mag, die gegenseitigen Vertragsverpflichtungen werden eingehalten. Die USA sind der wichtigste Abnehmer venezolanischer Ölexporte, von den täglich zwei Millionen Barrel, die in Venezuela noch gefördert werden, gehen rund 700 000 in die USA. Dafür fließen derzeit täglich rund 30 Millionen US-Dollar nach Caracas, was die schwindsüchtige Staatskasse gut gebrauchen kann. 96 Prozent der Exporterlöse und 60 Prozent der Staatseinnahmen Venezuelas kommen aus der Ölindustrie.
Nicht nur über den Ölhandel sind die beiden Länder miteinander verflochten. Seit 1990 kontrolliert Venezuelas staatlicher Ölkonzern PDVSA in den USA drei Raffinerien, Pipelines und ein vor allem an der Ostküste gelegenes riesiges Tankstellennetz von Citgo, einer US-Tocher von PDVSA.
Aktenkundig ist, dass Citgo 500 000 Dollar für die Amtseinführung Trumps spendete. Pikant ist, dass auch der russische Staatskonzern Rosneft indirekt über seinen PDVSA-Anteil an Citgo beteiligt ist. Die Gemengelage senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Regierung Sanktionen gegen den Ölsektor verhängt. Besser so, denn die Auswirkungen wären katastrophal.
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