Wer weiß noch, was er 2013 gewählt hat?

Studie zeigt: Fast 40 Prozent können sich nicht an vergangenes Votum erinnern / Vor allem Frauen haben sich für die anstehende Wahl noch nicht festgelegt

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Berlin. Wahlzeiten sind Umfragezeiten – aber im Folgenden soll es nicht darum gehen, ob irgendeine Partei einen Prozentpunkt besser dasteht als in der Vorwoche oder nicht. Sondern um Vergesslichkeit und Unentschlossenheit. Fast die Hälfte der Berechtigten hat sich laut einer Emnid-Umfrage noch nicht entschieden, für welche Partei sie am 24. September votieren sollen. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Zahlen für den »Focus« haben sich dabei Männer (60 Prozent) schon eher festgelegt als Frauen (44 Prozent).

Bei den Wählern, die ihre Parteipräferenz mit AfD angeben, ist der Anteil derer, die sich bereits festgelegt haben, mit 75 Prozent am höchsten. Bei den Linkspartei-Anhängern sind es 72 Prozent. Bei denen, die die Union als Präferenz nennen, sind es 69 Prozent, bei der SPD 67 Prozent. Bei den Wählern mit FDP-Präferenz sind 65 Prozent festgelegt, bei den Anhängern der Grünen 49 Prozent. Das könnte auf das jeweilige Potenzial hindeuten, das die Parteien bereits ausgeschöpft haben – oder eben nicht. Emnid hatte Mitte August insgesamt 868 Wahlberechtigte befragt.

In einer Umfrage von Emnid für N24 sagten 47 Prozent der Befragten, sie würden erst kurz vor der Wahl entscheiden, bei welcher Partei sie ihr Kreuz setzen werden. 31 Prozent der Deutschen geben dagegen an, sie würden als Stammwähler auch diesmal »ihrer« Partei ihre Stimme geben. Weitere acht Prozent bezeichnen sich als Wechselwähler, die sich aber für diese Wahl schon festgelegt hätten.

Eine andere Umfrage wirft ein Blick auf die Belastbarkeit der Zahlen über die Wählerwanderungen, die an Wahlabenden kursieren: Mehr als ein Drittel der Wähler weiß offenbar gar nicht mehr, was sie bei der Bundestagswahl 2013 gewählt haben. Dies berichtet das Meinungsforschungsinstitut YouGov, das für das Magazin »Cicero« eine entsprechende Umfrage durchführte.

YouGov konnte dabei die Angaben von über 1.000 Befragten mit deren Antworten bei einer Umfrage unmittelbar nach der Bundestagswahl 2013 vergleichen: »Obwohl also den gleichen Personen die gleiche Frage gestellt wurde, stimmen die Antworten nur in 61 Prozent der Fälle überein. 39 Prozent der Befragten hingegen können oder wollen sich nicht daran erinnern, was sie beim letzten Mal gewählt haben«, heißt es bei dem Institut.

Die Meinungsforscher verweisen auf zwei Muster, die bei den Antworten zutage treten: »Erstens passen die Befragten auch ihre Rückerinnerung an ihr geplantes Wahlverhalten 2017 an. Zweitens sind Verschiebungen zwischen Union und FDP sowie zwischen SPD und Grünen auffallend häufig, es zeigen sich also bestimmte Koalitionsmuster.«

Und noch etwas zeigen die Zahlen, meint jedenfalls der Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Universität Mainz: »wie volatil und damit wenig vorhersehbar das Wählerverhalten der Deutschen inzwischen geworden ist«. Das ist für die Meinungsforschung eine Herausforderung, auch deshalb, weil die Frage nach dem Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl eine wichtige Eichgröße für Gewichtungen von Umfragedaten darstellt. vk/mit Agenturen

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