Podolski versus »Breitbart News«

Der Fußballer wehrt sich juristisch gegen die Verwendung des Jet-Ski-Fotos

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Fußball-Weltmeister Lukas Podolski geht trotz einer Entschuldigung von »Breitbart News« juristisch gegen das ultrarechte US-Nachrichtenportal vor. Die Seite hatte ein Foto des Sportlers am Freitag in den Zusammenhang mit Schleuserbanden im Mittelmeer gebracht. Am Sonntagabend löschte die Redaktion das Bild und entschuldigte sich bei dem 32-Jährigen. »Das reicht uns noch nicht«, sagte Podolskis Anwalt Simon Bergmann am Montag in Berlin. Am Nachmittag griff das Auswärtige Amt auf seiner Facebook-Seite den Fall humoristisch auf und illustrierte eine Einladung zum Tag der offenen Tür in das Ministerium in Berlin mit dem Foto.

Anwalt Bergmann sagte, ein Unterlassungsanspruch verfalle nicht durch Entschuldigung und Löschung: »Unser Ziel ist es, auch gegen zukünftige Persönlichkeitsrechtsverletzungen abgesichert zu sein.« Eine entsprechende Abmahnung sei an »Breitbart News« verschickt.

Auf dem Bild, das am Rande der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien entstand, ist Podolski gut gelaunt als Mitfahrer auf einem Jet-Ski zu sehen. »Breitbart News« stellte das Foto zu einem Artikel der französischen Nachrichtenagentur AFP, in dem es heißt, die spanische Polizei habe einer Gruppe von Schleusern aufgebracht, die Menschen per Jet-Ski von Marokko nach Spanien gebracht haben soll.

Nach Löschung des Fotos fügte »Breitbart News« dem Artikel einen Hinweis an, in dem es heißt: »Breitbart London möchte sich bei Herrn Podolski entschuldigen. Es gibt keinen Beweis dafür, dass Herr Podolski Mitglied einer Bande von Migranten ist oder geschleust wurde.« Dem Profi-Fußballer wünscht das Portal »alles Gute für seinen kürzlich angekündigten Rückzug aus dem internationalen Fußball«. Podolski absolvierte im Frühjahr sein letztes Spiel als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Derzeit kickt er beim japanischen Club Vissel Kobe.

Der US-Unternehmer Andrew Breitbart rief »Breitbart News« 2007 als Informationsportal für rechte Kreise ins Leben. Nach Breitbarts Tod 2012 übernahm Stephen Bannon das Ruder, der später als Chefstratege von US-Präsident Donald Trump in das Weiße Haus wechselte und nach seiner Entlassung dort in der vergangenen Woche zu »Breitbart News« zurückkehrte. Seinen Hauptsitz hat »Breitbart News« in Los Angeles, weitere Büros gibt es bislang in Texas, London und Jerusalem. Ende vergangenen Jahres hatte das Portal angekündigt, auch nach Deutschland und Frankreich zu expandieren.

Die Aufmerksamkeit für den Jet-Ski fahrenden Podolski griff das Auswärtige Amt der Bundesregierung bei Facebook auf und schrieb unter anderem: »Falls Sie zum Tag der offenen Tür mit dem Jetski kommen möchten: bitte benutzen Sie die Anlegestelle Fischerinsel.« Die Bundesministerien haben am Wochenende in Berlin ihre Pforten geöffnet. epd/nd

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