Fehlender Plan B

Bahnsperrung im Rheintal löst Kritik an Bahn und Bund aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Rastatt. Angesichts der Sperrung der wichtigen Rheintalbahnstrecke mehrt sich die Kritik an der Deutschen Bahn - wegen Fehlplanung und wegen des Krisenmanagements. »Die Bahn ist einfach in der Kommunikation zu langsam. Da sind sie noch der alte Staatsbetrieb«, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dem »Mannheimer Morgen«. Man brauche in solchen Fällen einen Krisenplan. »Da könnte man schon die Risiken und mögliche Zwischenfälle kalkulieren und durchspielen.« Hermann will sich am Mittwoch selbst ein Bild von der Lage machen.

Am 12. August waren Wasser und Erdreich in eine neue Tunnelröhre nur knapp fünf Meter unterhalb der Bahntrasse eingedrungen, die Gleise sackten ab. Seitdem ist die wichtige europäische Nord-Süd-Hauptstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden gesperrt. Die Strecke soll voraussichtlich erst am 7. Oktober wieder freigegeben werden. Das teilten die Deutsche Bahn und die Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt am Dienstag in Karlsruhe mit.

Auch der Verkehrsclub Deutschland warf der Bahn schlechte Planung vor. »Wenn man da so eine große Baustelle hat, dann wäre es selbstverständlich, einen doppelten Boden zu planen«, sagte der Bundesvorsitzende Wasilis von Rauch im Radioprogramm »SWR Aktuell«. »Das heißt: Im Falle eines Unfalls, wie jetzt geschehen, sollte es einen Plan geben, wie man mit der Situation umgehen kann. Und der liegt offensichtlich nicht vor.«

Minister Hermann äußerte sich auch verärgert über das Schienenkonzept der Bundesregierung. Im neuen Bundesverkehrswegeplan seien alle Vorschläge aus Baden-Württemberg zur Beseitigung von Engpässen abgelehnt worden. »Es rächt sich jetzt auf fatale Art und Weise, dass das Netz so ausgedünnt ist. Nur die Hauptstrecken sind modern. Nebenstrecken sind nicht elektrifiziert, nur eingleisig und weisen Engpässe auf.« Das sei eine lange Kette der Versäumnisse, die nicht nur der amtierende Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), sondern auch seine Vorgänger und die jeweiligen Regierungskoalitionen zu verantworten hätten.

Nach der Sperrung wächst unterdessen der Güterverkehr auf dem Rhein. Die Sperrung habe die Nachfrage nach Kapazitäten in den Rheinhäfen im schweizerischen Basel erhöht, sagte der Sprecher der Schweizerischen Rheinhäfen, Simon Oberbeck, am Dienstag. dpa/nd

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