Einprägsamer Standort
Kultur soll in der Alten Münze heimisch werden / Künstler möchten mitreden
Was mit der Alten Münze in Mitte passieren soll, ist eigentlich beschlossene Sache. »Dass ich die Frage noch beantworten muss«, wundert sich Kultursenator Klaus Lederer (LINKE). »Es ist relativ klar, dass das ein Kulturstandort wird«, erklärt Birgit Möhring von der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) anlässlich einer Podiumsdiskussion der Freien Szene am Mittwoch.
Das Problem ist bisher nur die Umsetzung. »Ich versuche die Hoffnungen zu dämpfen«, sagt Lederer. Er möchte, dass dort Räumlichkeiten errichtet werden, die »explizit für nicht-kommerzielle Kunst« offenstehen, und schlägt vor, die zeitgenössische Musikszene dort anzusiedeln. Die Möglichkeiten mit einem Musikschwerpunkt wären vielfältig. Beispielsweise Clubs oder Bühnen für Auftritte könnten sich dort ansiedeln. Zugleich betont er, das Konzept sei noch offen. »Es steht noch nichts fest.« Die Freie Szene möchte bei der Entwicklung des möglichen Vorbildprojektes einbezogen werden. Lederer sicherte ihnen zu, dass die Bürger an der Entscheidung beteiligt werden.
Das »House of Jazz«, das vom Bund und dem Trompeter Till Brönner angeregt worden ist, findet auf Landesebene jedoch wenig Zustimmung. Selbst die Opposition sieht den Plan kritisch. »House of Jazz ist eine tolle Sache, aber ich glaube, es wäre dort an der Stelle nicht unbedingt das, was wir uns vorstellen«, sagt Robbin Juhnke, Kulturexperte der CDU-Fraktion.
Am meisten wird man sich in Zukunft Gedanken um die Finanzierung machen müssen. »Investitionsmittel fallen auch nicht vom Himmel«, erklärt die Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Bisher stehen rund zwölf Millionen Euro des Bundes zur Verfügung, um den Gebäudekomplex zu sanieren. Die Kosten dafür werden von der BIM jedoch auf mindestens 30 Millionen Euro geschätzt. Der Fokus müsse bei den Umbauten auf der statischen Erneuerung des Komplexes liegen, erklärt Birgit Möhring.
Doch auch Fördertöpfe des Landes können nicht voll für die Sanierung der Alten Münze eingesetzt werden. »Wir haben einen Sanierungsstau von einer Milliarde Euro«, erklärt Lederer das Problem. Es wäre nicht möglich, anderswo weniger zu investieren. »Wir kämpfen um jeden Raum, den wir kriegen können.«
Früher wurden in der Alten Münze Mark der DDR, später D-Mark und bis vor zwölf Jahren Euromünzen geprägt. Heute wird das Haus schon teilweise als Künstlerquartier genutzt. Die Historie des Gebäudekomplexes in der Nähe vom Roten Rathaus reicht lange zurück. Lange befand sich dort das sogenannte Krögelviertel, das bekannt für Kriminelle und andere zwielichtige Gestalten war. Die Nationalsozialisten entschieden sich in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, das Viertel komplett abzureißen, und begannen 1936 neu zu bauen. Die historischen Fassaden wurden damals in die neuen Gebäude integriert.
Im Innenhof des Komplexes befindet sich die Produktionshalle der ehemaligen Prägeanstalt. »Eigentlich ein typisches Gebäude des NS«, erklärt Eberhard Elfert. Der Kunsthistoriker führt regelmäßig Gruppen durch den Komplex. Die drei Türme der Halle erinnern an das Olympiastadion. An der Fassade sind noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen.
Das Besondere an dem Bau ist der begehbare Sockel, auf dem die verschiedenen Gebäude errichtet worden sind. Hier ist richtig viel Platz: Rund 8000 Quadratmeter sind oberirdisch verfügbar und nochmals 8500 Quadratmeter unter der Erde. Momentan können Künstler für wenig Geld Ateliers in der Produktionshalle und den anderen Gebäuden mieten. Auch Veranstalter nutzen öfter Räume.
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