Aktivisten klettern in Garzweiler auf Braunkohlebagger

Protest gegen »Klimakiller« im Rheinland fortgesetzt / Menschenkette und Blockaden am Samstag / 15 Aktivisten vorübergehend in Gewahrsam

  • Lesedauer: 3 Min.

Kerpen. Klimaaktivisten haben am Sonntagmorgen im rheinischen Braunkohlerevier ihren Protest fortgesetzt. Im Tagebau Garzweiler kletterten elf Braunkohlegegner auf einen stillstehenden Bagger, um dort ein Transparent zu enthüllen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Sie seien aber kurz darauf ohne Gegenwehr wieder heruntergeklettert. Im Tagebau Hambach ketteten sich vier Personen mit Fahrradschlössern an Förderbänder. Die 15 Aktivisten seien vorübergehend in Gewahrsam gekommen, so der Sprecher weiter.

Tausende Menschen hatten am Samstag im Revier für einen Ausstieg aus dem Braunkohle-Abbau demonstriert. Am Tagebau Hambach formierte sich eine Menschenkette als »Rote Linie« gegen den »Klimakiller Braunkohle«. Klimaaktivisten des Bündnisses »Ende Gelände« blockierten Gleise und Zufahrtsstraßen zum Braunkohlekraftwerk Neurath. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben der Organisatoren etwa 5000 Menschen an den unterschiedlichen Aktionen.

Zu der Menschenkette hatten unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace Deutschland und die Klima-Allianz Deutschland, ein Zusammenschluss von über 100 Umwelt- und Klimaschutzinitiativen und kirchlichen Gruppen, aufgerufen. Die Abschlusskundgebung fand in dem Dorf Kerpen-Manheim statt, das nach den bisherigen Planungen ab dem Jahr 2023 für den Tagebau Hambach abgebaggert werden soll.

»Klimaschutz wird zur Makulatur, wenn Kohlekraftwerke ungedrosselt weiter laufen«, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Er beklagte, dass die Braunkohle kaum zur heimischen Energiegewinnung beitrage, sondern der Strom massiv ins Ausland verkauft werde, und forderte ein Kohleausstiegsgesetz. Nur mit der Abschaltung der »klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke« sei das Ziel noch zu schaffen, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten und den Klimawandel zu stoppen, erklärte Susanne Neubronner von Greenpeace Deutschland.

Janna Aljets vom Bündnis »Ende Gelände« verteidigte die Blockadeaktionen an Zufahrten und Gleisen, die auch schon am Freitag stattfanden. »Nicht alles, was wir machen, ist legal, aber unbedingt legitim«, sagte sie im »Morgenecho« auf WDR 5. Angesichts der massiven Zerstörungen durch den Tagebau und der Untätigkeit der Politik gebe es eine »moralische Pflicht« zum zivilen Ungehorsam. Durch den Braunkohleabbau würden Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.

Der Energiekonzern RWE betreibt im rheinischen Braunkohlerevier die drei Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden sowie mehrere Kraftwerke. Umweltaktivisten werben bereits seit Ende vergangener Woche mit einem Klimacamp in Erkelenz für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Noch bis kommenden Dienstag sind weitere Protestaktionen geplant. Außerdem kündigten die Umweltverbände weitere Demonstrationen zum UN-Klimagipfel im November in Bonn an. Agenturen/nd

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