Über 250 Geflüchtete aus dem Mittelmeer gerettet

Gerettete berichten über menschenunwürdige Zustände in Libyen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Trotz des Drucks auf Hilfsorganisationen im Mittelmeer hat »SOS Méditerranée« am Sonntag 251 Menschen aus der Seenot gerettet, darunter Verletzte und kleine Kinder. Viele der Geflüchteten hätten Verletzungen, die auf Misshandlungen in Libyen zurückzuführen seien, erklärte die Organisation am Montag in Berlin.

Ebenso hatten zahlreiche Geflüchtete schwere Verbrennungen, die durch das Gemisch von Salzwasser und auslaufendem Benzin auf einem der überfüllten Schlauchboote verursacht wurden. Ein Team von der Hilfsorganisation »Ärzte ohne Grenzen« kümmerte sich um die Verletzten.

Während einige Helfer nach Drohungen Libyens ihren Einsatz in den letzten Wochen aussetzten, habe »SOS Méditerranée« am Rettungseinsatz im zentralen Mittelmeer ohne Unterbrechung festgehalten. »Was würde passieren, wenn keine humanitären Organisationen samt medizinischem Team mehr vor Ort wären?« fragte Vizepräsidentin Sophie Beau. Libyen hatte eine Ausweitung seiner Hoheitsgewässer angekündigt und nach Angaben von Helfern damit gedroht, Rettungseinsätze von Nichtregierungsorganisationen zur Not gewaltsam zu verhindern.

Die durch die Rettungseinsatzzentrale in Rom koordinierte Rettung in internationalen Gewässern zeige in gleichzeitiger Abwesenheit staatlicher Seenotrettungskapazitäten die Notwendigkeit humanitärer Organisationen. Rettungsorganisationen müssten ihre lebensrettenden Einsätze ohne jegliche Behinderungen und Einschränkung weiterführen können, fordert die NGO und warnt vor den Folgen solcher Restriktionen: »Wird der Zugang und die Arbeit von Rettungsorganisationen eingeschränkt, werden wieder vermehrt Menschen sterben.«

»SOS Méditerranée« forderte die Europäische Union auf, ihrer humanitären Verantwortung gerecht zu werden, anstatt sie auf bewaffnete Gruppen abwälzen, die in internationalen Gewässern unterwegs seien und sich als »libysche Küstenwache« bezeichneten. »Diese Gruppen bedrohen die Menschen in den Booten und bringen sie gegen ihren Willen nach Libyen zurück, wo sie wieder in den Kreislauf der Gewalt geraten«, betonte die Organisation. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.