Tausende Muslime auf der Flucht nach Bangladesch
Mindestens 16 Menschen beim Fluchtversuch aus Myanmar gestorben
Teknaf. Mindestens 17 Menschen sind auf der Flucht von Myanmar nach Bangladesch ertrunken. Zwei Boote mit Geflüchteten aus der muslimischen Minderheit der Rohingya seien in der Nacht gekentert, teilte ein Sprecher der Behörden in Teknaf im äußersten Süden Bangladeschs am Donnerstag mit. Die meisten Opfer seien Frauen und Kinder.
Vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen in in der Region Rakhine Myanmar flüchteten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geschätzt 18.000 Rohingyas in den muslimischen Nachbarstaat Bangladesch. Viele der Geflüchteten seien verwundet und traumatisiert, erklärte die IOM.
Die in bitterer Armut lebenden Muslime gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Rund eine Million Menschen der muslimischen Minderheit leben im buddhistischen Myanmar, wo sie verfolgt und ausgegrenzt werden. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit in Myanmar betrachten sie als illegale Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele von ihnen schon seit Generationen in Myanmar leben. Myanmar erkennt die im Land lebenden Muslime nicht als Staatsbürger an. Seit 2012 kommt es im myanmarischen Bundesstaat Rakhine, wo etwa eine Million Rohingya leben, immer wieder zu Pogromen.
Der Konflikt flammte erneut auf, als sich am Freitag eine militante Gruppe namens »Arakan Rohingya Salvation Army« (ARSA) zu Angriffen auf Polizei- und Armeeposten bekannt hatte. Dies sei eine Reaktion auf die an der Rohingya-Minderheit verübten Gräuel durch Regierungstruppen. Dabei und beim Gegenschlag der Sicherheitskräfte wurden Schätzungen zufolge rund 100 Menschen getötet, die meisten von ihnen Rohingyas.
Bangladesch verstärkte daraufhin seine Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze. Im Grenzgebiet sollen weitere Zehntausende Menschen festsitzen und nach Fluchtmöglichkeiten suchen. Zu Forderungen, seine Grenzen für die festsitzenden Flüchtlinge zu öffnen, erklärte Bangladesch, es beherberge bereits 400.000 Menschen der Rohingya-Minderheit aus Myanmar, die aufgrund von Gewalt und Verfolgung in den vergangenen Jahrzehnten ins Land gekommen seien und wolle keine weiteren Asylsuchenden aufnehmen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen forderte die Regierung Bangladeschs am Mittwoch auf, die Asylsuchenden aufzunehmen. Auch der UN-Generalsekretär Antonio Guterres und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderten Bangladesch am Dienstag eindringlich dazu auf, Geflüchteten aus Myanmar Schutz zu gewähren.
Der myanmarischen De-Facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi warf die Organisation zugleich »Totalversagen« in der Krise um die muslimische Volksgruppe vor. Die UN und Menschenrechtsorganisationen werfen der Armee Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnischen Säuberungen vor.
Unterdessen bekundeten am Mittwoch in Malaysia hunderte Demonstranten ihre Solidarität mit den Rohingya in Myanmar. In der Hauptstadt Kuala Lumpur trugen die Protestierenden Banner mit Aufschriften wie »Stoppt den Genozid an den Rohingya« und »Beschützt die Rohingya«. Agenturen/nd
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