Marokkos Terrorabwehr funktioniert - zu Hause

Zusammenarbeit mit südeuropäischen Nachbarn in Sicherheitsfragen zufriedenstellend

  • Heinz Krieger, Valencia
  • Lesedauer: 3 Min.

Rund 30 Prozent der 34 Millionen Marokkaner sind Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren. Das bietet viel Angriffsfläche für Hassprediger und Rekrutierer des radikalen Dschihadismus. Dennoch ist es seit den Attentaten von Casablanca 2003 und 2011 in Marrakesch mit vielen Toten ruhig im Königreich, in dem 99 Prozent der Bevölkerung Moslems sind. Es hat seither keine Attentate mehr gegeben.

Ganz anders im Ausland. Elf der zwölf Attentäter von Barcelona und Cambrils waren in Marokko geboren, wenn auch die meisten in Spanien aufwuchsen. Attentäter in Brüssel und Paris hatten marokkanische Wurzeln, ebenso zwei der Terroristen, die jetzt in Finnland mit Messern auf ihre Opfer losgingen.

»Marokko exportiert seine Terroristen«, sagte Guido Steinberg vom Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit kürzlich gegenüber dem »Handelsblatt«. Da ist etwas dran. Denn aus Marokko sind zwischen 1200 und 1500 junge Männer und einige wenige junge Frauen nach Syrien und in andere Nahostländer gereist, um dort für den Islamischen Staat zu kämpfen.

In Marokko selbst herrscht Ruhe. Zwar hat König Mohamed VI. Schritte zur Modernisierung seines Landes unternommen, will eine parlamentarische Monarchie anstelle der absoluten seines Vaters Hassan einführen. Er hat auch die Rechte der Frauen gestärkt. Dennoch wird er von manchen Menschenrechtsgruppen kritisiert, weil er immer noch zu despotisch herrsche.

Unabhängig von dieser Kritik hat dies bei der Terrorabwehr offensichtlich sein Gutes. In Marokko gibt es keine Kompetenzrangeleien wie jüngst in Barcelona zwischen den nationalen und regionalen Polizeien oder auch zwischen deutschen Bundesländern wie im Fall des Attentäters vom Berliner Weihnachtsmarkt.

In Marokko wurde die Terrorabwehr im Bureau Central d’Investigation Judiciaire angesiedelt, das Durchgriffsrecht auf alle anderen Sicherheitsorgane hat. Die Marokkaner nennen es das FBI Marokkos. Es wurde 2015 gegründet, hat seither 40 Terrorzellen ausgehoben und 600 Personen verhaftet.

Doch König Mohamed setzt nicht nur auf Repression. Er hat im selben Jahr in seiner Geburtsstadt Rabat das Mohamed-VI.-Institut gegründet. Dort werden Imame und Prediger ausgebildet. Sie gehen unter anderem in Marokkos Gefängnisse, sprechen mit den meist noch jungen wegen Verbindungen zum Dschihadismus verurteilten Häftlingen, um sie auf die Rückkehr in ein normales Leben in der moslemischen Gesellschaft ohne radikale Verirrungen vorzubereiten. Und der Monarch lässt auch Gnade walten. Erst vor kurzem hat er anlässlich des 64. Jahrestages der Staatsgründung 13 verurteilte Terroristen - von 415 in Haft sitzenden - begnadigt. Darunter auch einige, die an den Attentaten von Casablanca mit damals 41 Toten beteiligt waren.

Marokko arbeitet, gemessen an anderen arabischen Staaten, eng mit Nachbar Spanien und Frankreich zusammen. »Marokko ist ein Schlüsselfaktor bei der Terrorabwehr«, hatte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve 2015 bei einem Besuch in Rabat gesagt.

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