Medienstuntman

Personalie

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist schon lustig, dass der Autor, Kreativdirektor und Realsatiriker Shahak Shapira mit einem Kommando der Satiretruppe »Die Partei« 31 AfD-Gruppen auf Facebook »infiltriert« und feindlich übernommen hat. Erstens verdienen solche Hetznester nichts anderes. Zweitens schäumen die Genarrten nun so schön. Drittens ist Shapira gebürtiger Israeli, was bei diesen Zielgruppen noch eins draufsetzt. Und viertens karikiert der Umstand, dass eben dieser Coup am Tag nach dem »Kanzlerduell« zumindest für Jüngere die signifikanteste Nachricht aus dem Wahlkampf dargestellt haben dürfte, eben nicht nur die AfD - sondern auch den Rest der Politlandschaft.

Man kann den »Propagandaminister« der Parteisatiriker zu dieser Operation beglückwünschen. Zumal in der Vergangenheit nicht jede Aktion des 1988 in den von Israel besetzten Gebieten geborenen und als Teenager nach Laucha an der Unstrut verpflanzten Medienstuntmans so gut gesessen hat. Erst kürzlich sprühte er Hasspostings, die das Netzwerk Twitter nicht gelöscht hatte, mit abwaschbarem Kreidespray vor die Deutschlandzentrale des Dienstes - trotz der Rebellenpose eine gut staatsbürgerliche Aktion, prompt belobigt vom Justizminister. Und zu Jahresbeginn montierte er Menschen, die fröhliche Fotos von sich vor dem Berliner Holocaustmahnmal im Netz verbreitet hatten, auf historische Bilder von Leichenbergen. Der nicht ganz so simplen Frage nach dem »richtigen« Umgang mit Eisenmanns Stelenfeld wurde das kaum gerecht. Ihn selbst aber machte der Stunt schlagartig bekannt - und sein Buch wurde Bestseller.

Diesmal aber stimmen die »Opfer«, amüsiert das Resultat und passt die Platzierung. Fragen werfen allenfalls die Mittel auf: Wie genau sich Shapira und Mitstreiter in die Position gedient haben, in denen ihnen die infiltrierten Rechtsradikalen die Administratorenmacht über ihre Gruppen antrugen, sagte der Propagandaminister nicht. Sollten sie dabei die Misthaufen, die sie jetzt aufgabeln, substanziell mit aufgeschüttet haben, bleibt am Ende doch ein kleiner Geschmack.

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