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Alte Rivalitäten

Kiel und Lübeck konkurrieren um den Austragungsort der Einheitsfeierlichkeiten

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwei Städte in Schleswig-Holstein streiten darum, wer die offiziellen Festivitäten zum Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2019 ausrichten darf.

Von Dieter Hanisch, Kiel

Jahr für Jahr wandern die Ausrichtungsorte für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober. 2019 ist Schleswig-Holstein turnusgemäß mit der Durchführung an der Reihe. Dass die Landeshauptstadt Kiel durch den neuen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) dafür benannt wurde und nicht etwa die altehrwürdige Hansestadt Lübeck, lässt längst begraben geglaubte Rivalitäten zwischen beiden Städten wieder hochkochen.

Zum zweiten Mal nach der Einheitsfeier 2006 steht die Hafenstadt Kiel damit im bundesweiten Fokus. Eine Vorentscheidung pro Kiel sei bereits im Frühjahr noch unter dem Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) gefallen, ist einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage aus den Reihen der SPD zu entnehmen. Ein Hauptfaktor unter Betrachtung wichtiger logistischer Voraussetzungen in der Abwägung des Austragungsortes waren laut Kieler Staatskanzlei vor allem ausreichend zusammenhängende Veranstaltungsflächen. Diese seien an der größeren Kieler Hörn nun einmal eher gegeben als im mit dem Weltkulturerbe-Etikett ausgestatteten Lübeck.

An der Trave verweist man darauf, dass das Thema Deutsche Einheit historisch durch die frühere Grenzziehung Lübeck unmittelbar tangierte. Die Hansestadt war die größte westdeutsche Stadt in unmittelbarer Nähe der damaligen innerdeutschen Grenze. In Lübeck-Schlutup befand sich der Grenzübergang, dort gingen im Herbst 1989 die Schlagbäume hoch. Noch heute wird die deutsch-deutsche Geschichte in der Grenzdokumentationsstätte Schlutup wie in einem Museum dargestellt.

Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) ärgert sich, dass von Kiel nicht ein einziges Mal nachgefragt wurde, ob nicht mehr Veranstaltungsfläche zur Verfügung gestellt werden könnte. »Das hätten wir hinbekommen«, ist Saxe sich sicher. In der Stadt des Marzipans verweist man auf die professionelle Abwicklung von Großveranstaltungen wie den Hansetag 2014 mit über 400 000 Besuchern oder das G 7-Außenministertreffen nur ein Jahr später, was ebenfalls reibungslos bewältigt wurde. Saxe spricht von einem Affront und schlussfolgert: »Die Entscheidung ist gegen Lübeck gefallen, weil es offensichtlich so gewünscht war.«

Unverständnis herrscht auch bei der Lübecker CDU-Bundestagsabgeordneten Alexandra Dinges-Dierig. An die Adresse des Parteikollegen Günther gerichtet, formulierte sie nun die Erwartung, dass es als »Entschädigung« im nächsten Jahr zur 875-Jahr-Feier Lübecks eine gebührende Geldspritze vom Land gibt. Unterdessen werden in Lübeck Überlegungen angestellt, zum 30. Jahrestag des Mauerfalls eine eigenständige Gedenkveranstaltung im größeren Stil auf die Beine zu stellen.

Die Rivalität zwischen den beiden größten Städten im nördlichsten Bundesland ist keinesfalls neu. Bereits in den Nachkriegsjahren hieß es, dass Lübeck zwar über die Geschichte und Kultur verfüge, Kiel jedoch das Geld besitze. Rivalisierendes Dauerthema war seit vielen Jahren zuletzt die jeweilige Universität samt fusioniertem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. In Konkurrenz stand man in der Vergangenheit häufig, egal, ob es um Bischofssitz, Olympia-Bewerbung oder Flughafenförderung ging. Böse Lübecker Zungen dichteten zu bisweilen bereits aufkommenden Abwanderungsgedanken: »Lieber von Hamburg regiert als von Kiel schikaniert.«

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