Agrarbündnis will Ausbau von Wiesenhof-Schlachthof stoppen
1000 Menschen demonstrieren gegen Erweiterung einer Fabrik des Fleischherstellers in Königs Wusterhausen
Königs Wusterhausen. Unter dem Motto »Wir haben Tierfabriken satt« haben mehrere hundert Menschen am Samstag vor dem Schlachthof des Geflügelfleischherstellers Wiesenhof in Königs Wusterhausen gegen den geplanten Ausbau protestiert. Laut Veranstaltern nahmen etwa 1000 Menschen an der Demonstration teil. Aufgerufen hatte ein Bündnis, dem 45 zivilgesellschaftliche Organisationen von Landwirtschaft bis Tierschutz angehören. Der Demonstrationszug führte vom Bahnhof in Königs Wusterhausen zum Schlachthof im Ortsteil Niederlehme. Im Anschluss fand ein »Fest für die Agrarwende« mit Essen, Konzerten und Kleinkunst vor dem Schlachthof statt.
Wiesenhof plant, die Kapazität auf die Schlachtung von 240.000 Tieren pro Tag zu verdoppeln. »Wir brauchen einen Umbau der Landwirtschaft zu mehr Klasse statt Masse«, sagte dagegen der Leiter der Kampagne »Meine Landwirtschaft/Wir haben es satt«, Jochen Fritz. Die Bevölkerung wolle eine gute Tierhaltung, meinte Fritz. »Und die Bauern, die uns gesund ernähren, ihre Tiere artgerecht halten und die Artenvielfalt schützen, müssen wieder von ihren Produkten leben können.« Das Bündnis »Wir haben es satt!« bezeichnet den geplanten Megaschlachthof als »ein Symbol der verfehlten Agrarpolitik der letzten Jahre«.
»Mit jeder Schlachthoferweiterung entstehen Megaställe, in denen 40.000 Tiere und mehr gehalten werden. Diese Tiere sehen nie Tageslicht, sind völlig überzüchtet und landen nach 36 Tagen in diesen Hühner-Schlachthöfen«, so Angela Dinter von der Tierschutzorganisation ProVieh.
Wiesenhof hatte die Schlachtzahlen bereits auf 160.000 Tiere hochgefahren. Dies wurde im Juni vom Landwirtschaftsministerium untersagt. Seitdem darf das Unternehmen täglich 120.000 Tiere töten. Damit sei allerdings keine Stilllegung von Maschinen und Anlagenteilen oder Abriss von Gebäuden verbunden, hieß es. Das Unternehmen hatte nach eigenem Bekunden die Produktionskapazität im vergangenen Jahr nach einem Großbrand in einem niedersächsischen Werk nach Niederlehme ausgelagert. Das Landesumweltamt sei über die »Notsituation« informiert gewesen. Der Antrag auf Verdoppelung der Schlachtkapazitäten wird von Wiesenhof seitdem weiter aufrecht erhalten.
Das Agrarwendebündnis fordert dagegen unter anderem die sofortige Bereitstellung von 500 Millionen Euro jährlich für den Umbau von Ställen. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.