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Fairer Handel handelt unfair

Die Branche achtet auf gute Bedingungen in der Produktion, aber nicht beim Transport

  • Hermannus Pfeifer
  • Lesedauer: 3 Min.

Zu den Fans des fairen Handels gehört auch Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller. »Als Verbraucherinnen und Verbraucher können Sie sich jeden Tag für eine gerechtere Welt einsetzen«: beim Kauf von fairer Schokolade im Supermarkt, beim Genuss von fairem Kaffee oder beim Einkauf in einem der 800 Weltläden, schreibt der CSU-Politiker in seinem Grußwort für die »Faire Woche«. Ab diesen Freitag wollen das Forum Fairer Handel, Transfair und der Weltladen-Dachverband zwei Wochen lang bundesweit auf etwa 2000 Veranstaltungen über ihre Anliegen informieren.

Aus fairen Produktionsbedingungen kann aber schnell »ein unfaires Produkt« werden, warnt die Gewerkschaft ver.di, »wenn die Transportbedingungen entlang der globalen Lieferkette nicht anständig sind«. Und das sei der Normalfall, sagt der Bundesfachgruppenleiter Maritime Wirtschaft, Torben Seebold.

Ob Kaffee oder Bananen - Bauern, Erntehelfer und Produktionsgenossenschaften erhalten im fairen Handel eine mehr oder weniger angemessene Bezahlung für ihre Arbeit. Doch wer ein Gütesiegel im »fairen Handel« erwirbt, ist entgegen der Bezeichnung üblicherweise nicht verpflichtet, eine entsprechend fair arbeitende Transportkette zu nutzen. Schon die Beförderung vor Ort ist häufig bestenfalls eine Blackbox, ebenso wie die Logistik im Empfängerland. So vertrauen sich faire Kaffeeröster in Deutschland und Österreich bei der Lagerung, Reinigung und Mischung der Rohware gerne dem weltweit führenden Kaffeedienstleister, der Hamburger Neumann Gruppe NKG, an.

Den größten Teil der Strecke zwischen den Bauern im globalen Süden und den Konsumenten im Norden legen Rohstoffe, Halbfertig- und Fertigprodukte per Schiff zurück. Das ist preiswert und günstig. Aber was Schiffstransporte nur selten sind: fair! Zwar gibt es eine Art weltweiten Tarifvertrag zwischen Reedern und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf. Doch die Heuer der Seeleute ist dennoch knapp bemessen und die Arbeitsstandards sind niedrig. Außerdem fahren viele »Totenschiffe« auf den Weltmeeren, die sich um solche Normen überhaupt nicht scheren.

Die in London ansässige Gewerkschaft Nautilus International und ihre schwedische Partnerorganisation SEKO haben daher als Speerspitze der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) die Kampagne »Fairer Transport« gestartet. Alle Seeleute sollen wenigstens in den Genuss des ILO-Tarifvertrages kommen. Dem Fairtrade-Dachverband in London haben die Gewerkschaften vorgeschlagen, einen fairen Schiffstransport in ihre Bedingungen für die Vergabe von Fair-Trade-Siegeln aufzunehmen.

Faire Händler in Deutschland sind skeptisch. Die Missstände im Schiffstransport seien zwar ein heißes Thema. Aber man könne jene alleine nicht ändern. Die GEPA, der wohl größte europäische Importeur fair eingekaufter Lebensmittel und Handwerksprodukte, verschifft laut Firmenangaben lediglich rund 500 Container pro Jahr. »Unsere Einflussmöglichkeit ist schon deswegen sehr begrenzt«, sagt eine Sprecherin. Weiterhelfen, heißt es bei Fairtrade Deutschland, könnten nur veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen.

Solche Argumente greifen aus Sicht von Gewerkschafter Seebold zu kurz. Händler, die Container nach Europa verschiffen, können sich eine Reederei aussuchen. Und eine Unterscheidung in gute und schlechte Transporteure sei in der Praxis machbar.

So gilt Hapag-Lloyd unter Schifffahrtsexperten als »weißes Schaf«: Viele Frachter fahren unter teurer deutscher Flagge, es gibt einen Betriebsrat und die überwiegend philippinischen Seeleute werden qualifiziert. Seebold schlägt wie die ITF ein Siegel »Fairer Transport« vor. Dies sei ein Thema, das eigentlich jeden Verbraucher angeht - nicht allein in der Fairen Woche.

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