Tiefflieger-Idee: »Typhoon« gegen Terror
Trotz Boykott - Katar bestellt Kampfflugzeuge in Europa
Seit Monaten befindet sich die Regierung in der katarischen Hauptstadt Doha im Streit mit seinen Nachbarn am Persischen Golf. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten werfen dem Land vor, mit Terroristen und vor allem mit Iran zu paktieren. Sie verhängten eine Blockade. Die jedoch hinderte Großbritannien nicht, ein Milliardengeschäft mit dem Emirat abzuschließen.
Die Verteidigungsminister beider Staaten, Chalid bin Mohammed al Attija und Michael Fallon, unterzeichneten eine Absichtserklärung zum Kauf von 24 Eurofightern, berichtete die katarische Nachrichtenagentur QNA am Sonntag. Der Wert des Geschäfts wird noch geheim gehalten. Allerdings lässt sich Katar nicht lumpen. Erst im Juni hatte man mit dem US-Flugzeugbauer Boeing einen Vertrag über die Lieferung von F-15 Kampfflugzeugen geschlossen, der zwölf Milliarden US-Dollar wert ist. Das nur gut 11 600 Quadratkilometer große Katar, in dem lediglich 2,7 Millionen Menschen wohnen, ist ein wichtiger Militärstützpunkt im Golfgebiet. Die USA unterhalten in Katar eine Luftwaffenbasis mit mehr als 10 000 Soldaten. Die Türkei hat ihr Truppenkontingent im Emirat verstärkt.
Die jetzt georderten Kampfjets werden vor allem in Großbritannien auch als »Typhoon« bezeichnet. Katar will sie vor allem im Kampf gegen den Terrorismus einsetzen. Eine absurde Begründung, denn die Kampfflugzeuge sind als Abfangjäger konzipiert und in den vergangenen Jahren auch für den Einsatz als Jagdbomber optimiert worden.
Hauptprofiteur des Vertrages ist zunächst einmal der britische Rüstungskonzern BAE Systems. Die Firma montiert die von Katar georderten Flugzeuge. Doch auch Hersteller in Spanien, Italien und Deutschland verdienen. Das Flugzeug ist ein gemeinsames Produkt von BEA, Airbus und dem Leonardo-Konzern. Bei BAE entstehen die Rumpfvorderteile. Auch das Cockpit, die Vorflügel und das Seitenleitwerk kommen von der Insel. Deutschland baut das Rumpfmittelstück. Die italienische Firma Alenia ist für die linken Tragflächen verantwortlich, aus Spanien kommen die rechten Passstücke.
Als man 2003 mit der Produktion des Eurofighters begann, hatte man gigantische Verkaufsträume. Doch die ließen sich nicht realisieren. Gerade einmal knapp 600 Stück wurden von den vier Einsatzländern und vier weiteren Ländern bestellt. Selbst der Einsatz hochrangiger deutscher Politiker bis hinauf zur Kanzlerin, die unter anderem in Indien für das Flugzeug warb, konnte den Export nicht ankurbeln. Etwas erfolgreicher waren da die Briten. So hatte BAE im Jahr 2014 vereinbart, Saudi-Arabien 72 »Typhoon« zu liefern. Der Wert des Deals betrug damals 4,43 Milliarden Pfund. Insgesamt hatte man den Jet in nahezu 20 Nationen wie sauer Bier angeboten. Doch die Verhandlungen führten zu keinen Bestellungen. Von den restlichen kann das Eurofighter-Konsortium aber nicht ausreichend Profit schlagen. Die Briten hatten wegen ausbleibender Aufträge unlängst gewarnt, dass man 2019 den Bau des Militärjets einstellen müsse.
In Europa wird der Eurofighter nur von den Luftwaffen der vier Herstellernationen geflogen. Und von Österreich, das 15 Maschinen geordert hat. Deren Einsatz ist jedoch bald beendet. Dazu haben zahlreiche Skandale, die mit dem Geschäft verbunden sind, beigetragen. Das Parlament in Wien musste sogar einen Untersuchungsausschuss einrichten.
Der tagt am heutigen Dienstag ein letztes Mal. Die Parlamentarier müssen ihre Arbeit wegen der angesetzten Neuwahl für den Nationalrat vorzeitig beenden. Dabei bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet. In seinem Entwurf zum Abschlussbericht hat Ausschusschef Ronald Rohrer harsche Kritik am damaligen Eurofighter-Hersteller EADS - die Firma gehört inzwischen auch namentlich zu Airbus - geübt. Der frühere Vizepräsident des Obersten Gerichtshofes wirft dem Konzern vor, rund um sogenannte Gegengeschäfte »undurchschaubare Geldflüsse« in Gang gesetzt und damit Österreich gegenüber »treuwidrig« gehandelt zu haben. Dass es einen Untersuchungsausschuss zum Katar-Geschäft geben wird, ist ausgeschlossen. Nicht aber, dass auch beim jüngsten Eurofighter-Deal Schmiergelder geflossen sind.
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