Greift zum Werkzeugkasten!

Wolfgang Hübner über Heldentaten fürs Gemeinwesen

Wann haben Sie zum letzten Mal etwas repariert? Neulich erst? Dann stellen Sie den Werkzeugkasten nicht gleich wieder in die Rumpelecke, sondern lassen ihn in Reichweite. Denn Sie werden gebraucht. Kann ja sein, dass nächste Woche in der Schule Ihres Kindes die Wasserleitung platzt. Oder dass in der Kita ein Raum renoviert werden muss. Dann ist guter Rat teuer, und gute Tat erst recht. Und teuer ist schlecht, das wissen Sie, denn die Kommunen haben nichts zu verschenken. Also werden Eltern gefragt, ob sie nicht mit Werkzeug, Material und Arbeitskraft einspringen können, wie Sie hier nachlesen können.

Wie - Sie haben keine Kinder mehr im schulpflichtigen Alter? Macht nichts, dann vielleicht Enkel, Nichten oder Neffen, deren Lehranstalten es nicht besser geht. Oder der Nachwuchs studiert schon. Auch Hochschulen und Universitäten können einen Arbeitseinsatz der Familien gut gebrauchen. Das ist übrigens nicht nur eine Heldentat fürs Gemeinwesen, sondern auch eine Art Altersvorsorge. Denn Sie selbst - jetzt vielleicht noch in der Blüte Ihrer Jahre - werden einmal älter, schwächer, bedürftiger. Dann wird der eine oder andere Aufenthalt im Krankenhaus fällig, und wer weiß, ob dort der Sanitärbereich nicht eine kleine Sanierung gut vertragen könnte.

Lernen Sie Ihre Nachkommen rechtzeitig handwerklich an, dann können sie Ihnen dereinst den Aufenthalt im Hospital verschönern. Vor allem dort, wo dem Krankenhaus selbst das Geld fehlt. Das wäre ein echtes bürgerschaftliches Engagement, welches sich nahtlos auf Alters- und Pflegeheime übertragen lässt, wenn es einmal soweit sein sollte. Bedenken Sie: Wie gern werden Sie in eine Seniorenresidenz einziehen, in der Sie einst selbst in Ihrer Freizeit die Heizung geflickt, Fenstergriffe ausgewechselt oder Nasszellen gefliest haben.

Falls gerade niemand aus Ihrer Familie zur Kundschaft des Bildungs- und Gesundheitssystems gehört - suchen Sie einfach die Behörde Ihres Vertrauens auf und fragen Sie, ob Sie dem Hausmeister helfen können. Oder ob Sie mit kleinen Handreichungen den Amtsalltag erleichtern dürfen. Mit ein wenig Glück werden Sie vielleicht beauftragt, die Mitteilung über Ihre eigene Mieterhöhung einzutüten. Dann haben Sie gleich eine ganz andere, persönliche Beziehung zu dem Vorgang.

Ach, bevor ich es vergesse: In der nd-Redaktion haben wir auch ein paar Wünsche, die leider an den finanziellen Realitäten scheitern. Wir hätten gern eine Sauna. Und eine lauschige Dachterrasse. Am besten mit Gondelverbindung von dort aus zur nächsten Strandbar am Spreeufer. Wenn Sie also, liebe Leserinnen und Leser, etwas Zeit sowie das nötige Werkzeug und Material … Sie verstehen schon. Bis bald.

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