Mit der FDP vom Regen in die Traufe

Die Jamaika-Koalition in Berlin könnte für Athen schwierig werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Alexis Tsipras ließ sich nicht lange Zeit, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Wahlsieg zu gratulieren. »Solidarität und ein demokratisches Europa sind heute wichtiger und notwendiger als je zuvor«, tat Griechenlands Premierminister noch am Wahlabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter seine Glückwünsche gen Berlin kund. Wer an Europa glaube, müsse trotz aller Widersprüche zusammenstehen, um die europäische Zusammenarbeit zu vertiefen.

Vermutlich schwang in diesen Worten schon eine Ahnung mit, dass mit der kommenden Koalition die Verhandlungen eher schwerer als leichter werden würden. Denn mit Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Athen zwar einen ihrer härtesten Widersacher im Bundesfinanzministerium. Als es um Schuldenerleichterungen oder Auszahlungen von Kredittranchen ging, war es stets Schäuble, der sich dem krisengeplagten Land gegenüber am unnachgiebigsten zeigte. Doch nun beansprucht die FDP das für Kreditverhandlungen maßgebliche Ressort. Und die tat sich in der Vergangenheit mit besonders markigen Sprüchen bezüglich Griechenland hervor.

»Er war ein Europäer«, würdigte nun Schäubles griechischer Amtskollege Euklid Tsakalotos Schäuble - »ein Mann mit schlechten und guten Seiten«. Der CDU-Mann habe zu einem bestimmten Zeitpunkt wirklich geglaubt, dass es besser für Griechenland sei, außerhalb der Eurozone zu bleiben, aber nicht außerhalb Europas, erklärte Tsakalotos laut »Tagesspiegel«, nachdem bekannt wurde, dass Schäuble in Zukunft Bundestagspräsident sein soll. Schäubles Vision von Europa habe aber nicht funktioniert.

Mit seinem Nachfolger könnte die längst für beendet geglaubte Debatte um einen Grexit wieder aufflammen. »Klar ist doch, Griechenland muss entschuldet werden«, sagte FDP-Chef Christian Lindner zum Beispiel im Februar im Deutschlandfunk. Und diese Entschuldung könne nur außerhalb des Euros passieren - das hieße Grexit. Zumindest im Falle eines Schuldenschnittes, der auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) für Griechenland gefordert wird, beharrte Lindner zuletzt auf einem Grexit, wie er in einem Interview mit dem deutschsprachigen Ableger der US-amerikanischen Zeitung »Politico« darlegte.

Die Börsen in Griechenland kannten in Anbetracht der geballten Wirtschaftskompetenz, die nun mit der FDP zu erwarten ist, nur eine Richtung: Und zwar nach unten. Der griechische Leitindex ASE etwa sackte erst mal um sechs Prozent in die Tiefe. spo

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