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Ein Einser-Abitur sagt wenig aus
Jürgen Amendt über die Zulassungsregeln für das Medizinstudium
Der Beruf des Mediziners stellt hohe Anforderungen, und die wohl höchste ist die Fähigkeit zur Empathie mit den Patienten; an zweiter Stelle folgt das handwerkliche Können. Logisches Denken, eine schnelle Auffassungsgabe und Stressresistenz sind sicherlich ebenfalls wichtige Anforderungen. Während allerdings die letztgenannten Eigenschaften in gewissem Maße durch die Abiturnote abgebildet werden, können die erstgenannten Fähigkeiten nur durch Eignungsprüfungen getestet oder durch Erfahrung gewonnen werden. Das ist das Dilemma, das seit jeher den Streit um die Zulassung zum Studium der Humanmedizin prägt.
Das Bundesverfassungsgericht, das über die Klage mehrerer Bewerber verhandelt, steht vor keiner leichten Entscheidung. Eine Abschaffung des Numerus Clausus für das Medizinstudium hätte weitreichende Auswirkungen auch auf andere zulassungsbeschränkte Studienfächer. Dass die Abiturnote demnächst aber an Bedeutung verliert, ist indes unwahrscheinlich. Schon jetzt werden in der Medizin 60 Prozent der Plätze von den Universitäten in einem eigenständigen Auswahlverfahren vergeben. Meistens spielt auch hier die Abiturnote die entscheidende Rolle. Gerecht ist das nicht, wie ein Blick auf die Statistik zeigt: Während in Bayern die Prüfer mit den Einsen knausern, werden sie in Berlin großzügig verteilt.
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