- Politik
- Separatismus
Spaniens König hat versagt
Martin Ling über eine Rede von Felipe VI. an Katalonien vorbei
Die Grundaussage des spanischen Königs Felipe VI. spricht Bände: »Mit ihrem unverantwortlichen Verhalten können sie die Stabilität Kataloniens und ganz Spaniens in Gefahr bringen.« Gerichtet war dieser Vorwurf an die Regierung Kataloniens, die in der Tat ein riskantes Manöver betreibt. Allerdings sind in Katalonien über 70 Prozent der Bevölkerung für das Selbstbestimmungsrecht der Völker - auch fast alle Unabhängigkeitsgegner wollen darüber demokratisch abstimmen. Und diese Umfragen stammen noch von vor dem 1. Oktober, der von vielen Katalanen als Wendepunkt angesehen wird. Das Zitat einer 27-Jährigen aus Barcelona spricht ebenfalls Bände: »Ich war nie für die Unabhängigkeit, wirklich nie. Ich habe dagegen gestimmt. Aber was heute passiert ist, hat meine Meinung geändert. Nachdem ich das erlebt habe, weiß ich, dass sich etwas ändern muss. Wenn wir noch mal wählen können, werde ich auf jeden Fall für die Unabhängigkeit stimmen. Und ich glaube, dass es sehr vielen so geht wie mir. Ich bin nicht die Einzige, die heute ihre Meinung geändert hat. Etwas muss passieren. Es muss eine Lösung gefunden werden.«
Spaniens König hat eine Rede gehalten, die an seinen Untertanen in Katalonien komplett vorbeiging. Spaniens König hat kein Wort über die Polizeigewalt gegen friedliche Untertanen verloren. Spaniens König hat nichts verstanden. Seine Rede war unverantwortlich. Sie wird zur Stabilität Spaniens nichts beitragen - im Gegenteil.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.