- Politik
- G20-Proteste
Keine Beweise für Hinterhalt im Schanzenviertel
LINKEN-Anfrage zwingt Hamburger Polizei zur Korrektur von Aussagen über die G20-Gipfelproteste
Man hätte Erkenntnisse das sich »Gewalttäter« auf den Dächern des Schulterblatts versammelt hätten, um die Polizei mit Steinen, Gehwegplatten und Molotov-Cocktails anzugreifen. So begründete die Hamburger Polizei ihre stundenlange auffällige Zurückhaltung am Abend des 7. Julis, bevor sie ins Hamburger Schanzenviertel einrückte. Eine Anfrage der Linkspartei-Abgeordneten Christiane Schneider zeigt nun, dass die Polizei keine Grundlage für ihre Behauptungen hatte.
Auf die Frage, wie viele Gegenstände als Beweismittel gesichert wurden, antworteten die Behörden laut Spiegel Online: »Keine«. Auch im angeblich besonders gefährlichen Baustellen-Haus im Schulterblatt 1, das wegen Renovierungsarbeiten mit einem Gerüst versehen war, fanden sich keine der zuvor behaupteten gefährlichen Gegenstände, auch »selbstgemachte Eisenspeere« hat es demnach nicht gegeben. Vor zwei Tagen war bekannt geworden, dass die Schäden durch die G20-Proteste offenbar weit geringer sind als zunächst befürchtet.
Auch andere Behauptungen der Polizei zum G20-Protest erwiesen sich im Nachhinein als nicht zutreffend oder irreführend. Nach den Protesten gegen den Gipfel hatte die Polizeiführung in Hamburg mit einer hohen Zahl von Hunderten verletzten Polizisten operiert. Doch lediglich 21 Polizisten konnten ihren Dienst nicht fortsetzen. Auch nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 hatte die Polizei ähnliche »Schreckgespenster« verbreitet.
In der aktuellen Anfrage räumen die Behörden auch ein, dass die Kriminalpolizei erst vier Tage nach den Ausschreitungen im Schanzenviertel damit begonnen habe, vor Ort Beweismittel zu sichern, wie der Spiegel berichtet. Der Grund dafür sei »nicht mehr nachvollziehbar«, generell habe die Kriminalpolizei viele Tatorte »nicht zeitnah« aufsuchen können. LINKEN-Politikerin Schneider beruhigt das nicht: »Die viele Menschen bewegende Frage, warum die Polizei die Anwohner nicht geschützt hat, muss endlich zweifelsfrei aufgeklärt werden.« mwi
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.