Hirnlos
In einem wohlbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit, da tauchten plötzlich possierliche Klein-, Mittel- und Großbürger auf, die Waffen horteten und sich Aluhütchen aufsetzten. Sie nennen sich »Reichsbürger« und zahlen keine Steuern oder Bußgelder mehr. Sie halten die Bundesrepublik nicht für einen rechtmäßigen Staat. Die »BRD« sei eine GmbH, infiltriert von finsteren Gesellen - gern bezeichnet als jüdisch, muslimisch oder sonstigen oft dämonisierten Gruppen zugehörig. Diese GmbH, meinen die Logikvirtuosen, verfüge über eine 80 Millionen Menschen zählende Belegschaft, was dadurch bewiesen sei, dass jeder einen »Personalausweis« tragen müsse.
Das Possierliche endet freilich da, wo die »Reichsbürger« ihre Waffen anwenden. Denn für die staatenlosen Hirnlosen ist der einzig rechtmäßige deutsche Staat das »Deutsche Reich«, das sie mit aller Gewalt reaktivieren wollen. Dem Wahn dieser rechtsextremen Fanatiker, deren Zahl auf 12 000 geschätzt wird, sind bereits Menschenleben zum Opfer gefallen.
Im Theaterdiscounter (Klosterstraße 44, Mitte) feiert am Freitag um 20 Uhr eine Theaterinszenierung ihre Premiere, die dieser verquasten Welt auf die Spur kommen will: In »Staatenlos« erkundet »internil« Widerstand und Scheitern der Reichsbürgerszene. Weitere Vorstellungen: 14., 16. und 17. Oktober. cba Foto: Nils Bröer
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