Der Markt regelt es nicht!
Lena Tietgen findet, dass die Politik für bezahlbare Studenten-wohnungen zuständig ist
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist hoch, da läge es auf der Hand, dass es ausreichend bezahlbaren Wohnraum für Studierende gibt. Gerade in den begehrten Universitätsstädten müsste dies selbstverständlich sein. Offensichtlich ist diese Selbstverständlichkeit aber keine. Sonst stünden nicht Jahr für Jahr Tausende junger Menschen vor der Frage, wie sie ohne Bleibe studieren sollen.
Die Ursachen sind bekannt: Die Immobilienwirtschaft spekuliert, es entsteht zu wenig öffentlich geförderter Wohnraum. Das reiht sich ein in das Bild eines chronisch unterfinanzierten Bildungssystems. Die Lösung des Problems klingt daher einfach: Mehr Geld für Bildung!
Doch so einfach ist das nicht. Bildung, Bedarf der Wirtschaft an qualifiziertem Nachwuchs und Immobilieninteressen stehen in einer harten Konkurrenz zueinander. In ihrer reinen Marktorientierung durchkreuzen sie die Interessen der Anderen, blockieren sich und hebeln sich aus. Da sind die in ihrer Exzellenzbestrebung auf Drittmittel angewiesenen Universitäten, die um die besten Studierenden konkurrieren, die wiederum zu ihnen streben, in der Hoffnung, nach dem Studium den besten Arbeitsplatz zu bekommen. Wohnquartiere entstehen, in denen der angelockten Immobilienwirtschaft eine Gewinnmaximierung versprochen wird.
Diese Dynamik ist nicht auf Überblick, Verteilung oder Regulation angelegt. Somit liegt im Mangel politischer Steuerung eine wesentliche Ursache der krisenhaften Wohnsituation Studierender. An dessen Aufhebung wird sich die neue Regierung messen lassen müssen. Denn ganz offensichtlich regelt es der Markt nicht (allein).
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