Nach dem Sieg die nächste Prüfung

Sebastian Bähr über die Herausforderungen nach der Befreiung von Rakka

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Nach vier Monaten erbitterter Kämpfe, Tausenden Toter und einer zerstörten Stadt ist es vollbracht: Rakka, die letzte große IS-Bastion in Syrien, konnte von den kurdisch-arabischen Syrisch Demokratischen Kräften (SDF) mit Hilfe der Koalition befreit werden. Angesichts der umfassenden Zerstörung und des Leids der Zivilisten ist es ein bitterer Sieg; in Anbetracht des Terrors der Dschihadisten auch ein notwendiger. Nach der militärischen Herausforderung steht die nordsyrische de-facto-Förderation »Rojava« nun jedoch vor einer politischen Aufgabe: Die Bewohner Rakkas – Frauen wie Männer; mehrheitlich sunnitische Araber, einige Kurden und armenische Christen – müssen in einem neuen System repräsentiert werden und dabei auch zusammenarbeiten.

Keine leichte Aufgabe: Ein Teil der Bevölkerung Rakkas hatte den IS schließlich unterstützt. Die Gefahr ist groß, dass die arabischen Bewohner die Kurdenmiliz YPG des SDF-Bündnisses als Besatzungsmacht betrachten. Unzufriedenheit durch einen schleppenden Wiederaufbau oder politische Machtkämpfe könnten zu einer Stärkung verborgener Dschihadistenreste führen. Andererseits bietet das »Rojava«-System mit seiner Geschlechterquotierung und seinen eher dezentralen Ratsstrukturen eine Möglichkeit, eben jene Bandbreite der Bevölkerung partizipativ einzubinden. In der zuvor befreiten mehrheitlich arabischen Stadt Manbidsch war das gelungen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!