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Caritas: Senat handelt nach Rambo-Manier

  • Lesedauer: 2 Min.

Der katholische Caritasverband in Berlin hat Senat und Bezirken im Umgang mit Obdachlosen in öffentlichen Parks »Rambo-Methoden« und »naiven Aktionismus« vorgeworfen. Caritas-Direktorin Ulrike Kostka sagte am Mittwoch in Berlin, die geplante Räumung etwa des Großen Tiergartens werde das Problem nicht lösen, sondern nur verlagern. Sie fordert stattdessen, die Identität der betroffenen Obdachlosen festzustellen, sie bei Bedarf durch muttersprachliche Fachleute beraten zu lassen und in Unterkünfte zu bringen. Hinter jedem Obdachlosen stehe ein individuelles Schicksal, sagte Kostka.

Die Caritas-Direktorin sprach von einem gesamtstädtischen Problem, zu dem sich endlich auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußern müsse. Mit dem Einsetzen einer »Task Force« durch die Senatsinnenverwaltung sei »der klassische Berliner Weg« eingeschlagen worden, so die Caritas-Chefin: »schnelles Handeln, aber ohne Plan«. Dabei sei das Problem der obdachlosen Arbeitsmigranten aus Osteuropa in der Hauptstadt seit Jahren bekannt. Notwendig seien mehr Notunterkünfte und qualifizierte Sozialberatung.

Weiter kritisierte Kostka, dass die Wohlfahrtsverbände als diejenigen, die die niedrigschwelligen Angebote für Obdachlose bereithalten, gar nicht zur »Task Force« eingeladen wurden. Auch die Anfang November einsetzende Kältehilfe mit den Notübernachtungen werde die Obdachlosen nicht dauerhaft aus den Parkanlagen vertreiben. Entgegen einer verbreiteten Ansicht auch in den Behörden hätten alle wohnungslosen Menschen unabhängig von ihrem Status und ihrer Staatsangehörigkeit einen Rechtsanspruch auf Unterbringung, sagte der Caritas-Referent für Wohnungslosenhilfe, Kai-Gerrit Venske.

Robert Veltmann vom Projekt »Frostschutzengel plus« erklärte, Unternehmen und Privathaushalte hätten von den Arbeitskräften aus dem Ausland jahrelang profitiert. Solidarität mit denjenigen, die nun aber Hilfe bräuchten, gebe es nicht.

Der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), erklärte am Mittwochnachmittag, derzeit werde unter Beteiligung der verschiedenen Behörden und sozialen Träger ein Konzept entwickelt, um »sozialen Belangen Rechnung« zu tragen. Räumungen seien aber nicht ausgeschlossen.

Die Wohlfahrtsverbände gehen von 40 000 Wohnungslosen in Berlin zum Stichtag 31. Dezember 2016 aus. Davon seien zwischen 4000 und 6000 Obdachlose. epd/nd

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