Trump erklärt der Sucht den Krieg

US-Präsident lässt wegen Opioid-Epidemie den Gesundheitsnotstand ausrufen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Donald Trump macht es anderen US-Präsidenten gleich. Er rief am Donnerstagabend den Krieg gegen Drogen aus. Doch anders als seine Vorgänger geht es ihm nicht allein um eine härtere Bestrafung der Dealer. Er rief wegen der derzeit grassierenden Heroin- und Opioid-Epidemie den nationalen Gesundheitsnotstand aus. Dadurch können bestehende Finanzmittel umgeschichtet werden, sodass besonders stark betroffene Bundesstaaten mehr Mittel zur Bekämpfung der Sucht bekommen. Zudem will das Gesundheitsministerium Stellen schneller besetzen, um Staaten personell zu unterstützen.

Schon während des US-Präsidentschaftswahlkampfs war die Drogensucht ein Thema. So nahm der linke demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders die Pharmaindustrie in die Verantwortung, die »diese Drogen produziert und nicht die Konsequenzen beachtet« habe. Denn die überwiegende Mehrzahl der Junkies kam über verschreibungspflichtige Opioide wie Oxycodon an die Nadel. Schließlich herrschte in den USA bis vor einigen Jahren noch eine äußerst laxe Vergabepraxis für diese schnell süchtig machenden Schmerzmittel.

Seit 2007 sei ein Anstieg des Heroinkonsums festzustellen, schreiben die UN in ihrem Weltdrogenbericht, der auf niedrige Preise und höhere Reinheit des in den USA auf dem Schwarzmarkt verfügbaren Heroins zurückzuführen sei. So kann eine einzelne Schmerzpille auf dem Schwarzmarkt locker 50 US-Dollar kosten, während ein Schuss schon für 10 oder 20 Dollar zu haben ist.

Die Folge: Geschätzt 828 000 Menschen nahmen laut den UN 2015 Heroin, hinzu kamen rund zwölf Millionen, die opioidhaltige Schmerzmittel missbräuchlich schluckten. Allein 2015 starben in den USA rund 52 000 Menschen an Drogen. Die Zahl der Herointoten nahm damals um 23 Prozent zu. Jüngste Zahlen lassen darauf deuten, dass Heroin weiter auf dem Vormarsch ist. Demnach könnten vergangenes Jahr bis zu 65 000 Menschen in den Vereinigten Staaten an den Folgen des Drogenkonsums gestorben.

Dabei haben sich die Epizentren des Drogenepidemie verlagert von den Metropolen in eher ländliche Gegenden. Besonders hart trifft es die Bundesstaaten West Virginia, New Hampshire, Kentucky und Pennsylvania. So erlangte das kleine Städtchen Huntington in West Virginia jüngst besonders traurige Berühmtheit, weil dort mittlerweile jeder vierte Einwohner süchtig ist. Und nicht nur die Zentren des Drogenkonsums, auch die Konsumenten haben sich in der öffentlichen Wahrnehmung verändert: Es ist vor allem die weiße Mittelschicht, die in den letzten Jahren über die Schmerzmittel zu Heroin kam.

Doch es bleibt nicht allein bei Heroin. Die Droge wird seit einiger Zeit von einem noch wirksameren Opioid abgelöst: Fentanyl, das rund hundertmal wirksamer ist als Heroin. Dies hat zur Folge, dass es schlechter dosierbarer ist und es so schneller zu einer Überdosis kommt. Das wohl bekannteste Opfer, das an Fentanyl starb: der Musiker Prince.

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