Herbststurm wütet über Europa

Mehrere Menschen sind bei dem Unwetter ums Leben gekommen / Bahn stellt Zugverkehr ein / Zoos geschlossen

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Tote, Verletzte und erhebliche Schäden hat das Sturmtief »Herwart« am Wochenende in Europa hinterlassen. In Deutschland waren besonders der Norden und Osten betroffen.

In Tschechien wurde eine Frau bei einem Waldspaziergang bei Trebic (Trebitsch) von einem Baum erschlagen. In der böhmischen Kleinstadt Jicin (Jitschin) wurde ein Mann ebenfalls von einem Baum erschlagen, wie die Agentur CTK berichtete. In Most (Brüx) warf das Unwetter eine erst vor sieben Jahre eingeweihte orthodoxe Holzkirche um.

In Polen starb ein Autofahrer, als er mit seinem Wagen in der Nähe von Stettin in einen vom Sturm abgerissenen Ast fuhr. Hunderttausende Haushalte waren, ebenso wie in Tschechien, zeitweise ohne Strom.

In Deutschland stoppte die Bahn am Sonntag in sieben Bundesländern ihren Fernverkehr. »Vor dem Nachmittag werden im Fernverkehr voraussichtlich keine Züge fahren«, sagte ein Bahnsprecher in Berlin am Sonntag. Wegen »Herwart« standen die Züge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen still. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn nur noch eingeschränkt.

Auf der Strecke Berlin-Hamburg hätten wieder umgestürzte Bäume die Oberleitung beschädigt, im gleichen Streckenabschnitt wie schon beim Sturm »Xavier«: bei Pritzier in Mecklenburg-Vorpommern, sagte ein Bahnsprecher.

Auch die Bahngesellschaften Metronom, Erixx und Enno stellten den Zugverkehr auf zahlreichen Strecken ein. Ersatzverkehr mit Bussen gab es wegen der Sturmgefahr meist nicht.

In Dortmund, Bielefeld und Hamm stellte die Bahn nach Angaben eines Sprechers sogenannte Übernachtungszüge zur Verfügung. Fahrgäste, deren Züge nicht mehr nach Norddeutschland weiterführen, könnten sich dort auch tagsüber aufhalten. Die Deutsche Bahn biete betroffenen Fahrgästen an, die Fernverkehrstickets vom Sonntag innerhalb von vier Wochen kostenlos umzutauschen.

In einem Hotelzug in Dortmund waren die beiden Auszubildenden Jonathan Schmoll und Isabelle Rohse gelandet. Sie wollten zum Familienbesuch von Bonn nach Heide fahren. Seit vier Uhr morgens waren sie unterwegs. »Es ist schon nervig, aber wenn wir draußen warten müssten, wäre es schlimmer«, sagte Isabelle. »Hier im Hotelzug können wir zumindest etwas für die Schule lernen.«

Im niederbayerischen Regen kollidierte ein Zug mit einem umgestürzten Baum. Der Lokführer und der Zugbegleiter wurden verletzt, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Beide wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die drei Fahrgäste der Waldbahn blieben unverletzt. Am Zug entstand ein Sachschaden im hohen sechsstelligen Bereich, die Zugstrecke musste gesperrt werden.

In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umkippenden Baugerüst schwer verletzt. Insgesamt wurde die Berliner Feuerwehr am Sonntagmorgen zwischen vier Uhr und zehn Uhr zu 300 Einsätzen gerufen. Sie rief deswegen den Ausnahmezustand aus. Der Sturm deckte ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume. Zoo und Tierpark in Berlin blieben wegen der Sturmwarnung am Sonntag geschlossen. Auch der Rostocker Zoo blieb wegen des stürmischen Wetters zu.

Die Hamburger Feuerwehr rückte bis zum Sonntagmorgen 550 Mal aus - meist wegen Bäumen und Ästen auf Straßen und Häusern.

In Stuttgart musste ein Airbus A380 der Lufthansa wegen starker Windböen außerplanmäßig landen. Nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine wetterbedingt einige Zeit über dem Flughafen in Frankfurt am Main gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheitslandung, auch weil Treibstoff knapp wurde.

Auch in anderen Regionen in Deutschland gab es Verletzte und Verkehrsunfälle auf Straßen. In Nordfriesland überschlug sich am Sonntag ein Autofahrer beim Ausweichen vor Ästen und verletzte sich. Auf der Autobahn A20 in Mecklenburg-Vorpommern rutschten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Dabei verletzten sich zwei Menschen.

In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrerinnen, die mit ihren Wagen gegen umgestürzte Bäume geprallt waren. dpa/nd

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