Rathaus Marzahn wird saniert

Berliner Immobilienmanagement stellt Konzept für marodes Gebäude in Aussicht

  • Tim Zülch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Lage im alten Rathaus Marzahn ist dramatisch. »Teilweise stehen hier Büros unter Wasser«, sagt Bezirksstadträtin Juliane Witt (LINKE). Die vergangenen Stürme und der regenreiche Sommer haben dazu geführt, dass eine ganze Reihe von Notmaßnahmen durchgeführt werden mussten, um die Lecks abzudichten. Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist Witt unter anderem für das Facility-Management zuständig, also auch für das Rathaus Marzahn am Helene-Weigel-Platz. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das 1988 fertiggestellt wurde, hat massiven Sanierungsbedarf.

Momentan sind im Rathausgebäude die Poststelle, der Vermessungsbereich und das Amt für Stadtentwicklung des Bezirks untergebracht. Die finanziellen Mittel, um eine dringend nötige umfassende Sanierung des Rathauses durchzuführen, seien im Bezirk nicht vorhanden, erklärt Stadträtin Witt. Das habe vor allem mit der Sozialstruktur im Bezirk zu tun. »Wir benötigen hohe Mittel im Bereich Hilfen zur Erziehung, in diesem Bereich haben wir ein jährliches Minus im Bezirkshaushalt.«

Marzahn-Hellersdorf gilt als sogenannter Konsolidierungsbezirk und muss jährlich die Schuldenlast von ursprünglich 45 Millionen Euro (2003) schrittweise reduzieren. Dafür sind laut Konsolidierungskonzept des Bezirks jährlich 3,4 Millionen Euro vorgesehen, die unter anderem durch Veräußerungen von Grundstücken aufgebracht werden sollen. Die Mittel für baulichen Unterhalt, den jeder Bezirk vom Land Berlin bekommt, investiere der Bezirk vollständig in das Rathaus, so Witt, »aber diese Mittel reichen leider nicht aus«. Bereits vor zehn Jahren versuchte der Bezirk, Gelder für eine Sanierung vom Land zu bekommen. Damit scheiterte man seinerzeit genauso wie mit einem Antrag Anfang dieses Jahres auf spezielle Investitionsmittel vom Land.

Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf hatte zuletzt eine neue Strategie bezüglich des sanierungsbedürftigen Rathauses vorgelegt, ähnlich dem Vorgehen in der Fröbelstraße im Bezirk Prenzlauer Berg. Er schlug vor, das Gebäude an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) zu verkaufen, um es nach der Sanierung zurückzumieten. Nun scheint Rettung in Sicht für das besondere Gebäude der DDR-Gesellschaftsbauten: Wie Katja Cwejn von der Berliner Immobilienmanagement GmbH dem »nd« bestätigt, hat das landeseigene Unternehmen bereits am vergangenen Freitag ein Konzept vorgelegt, wie das alte Rathaus komplett saniert werden könnte. Die Vorlage muss nun noch den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses passieren, damit der Sanierungsfahrplan eingeleitet werden kann. Da der rot-rot-grüne Senat Verkäufe von Immobilien vermeiden will, sei das ein gangbares Konzept, hieß es.

Die nun vorliegende Strategie der BIM will der Bezirk jetzt auf jeden Fall prüfen. Juliane Witt hofft, dass bei den Mietpreisen noch Spielraum nach unten ist. Momentan sind acht Euro pro Quadratmeter vorgesehen. Bei einer Einigung könnte eine Sanierung des Rathauses Marzahn Ende 2018, Anfang 2019 starten. Abgeschlossen werden sollen die Umbauarbeiten dann im Jahr 2022.

Wichtig ist, dass das Gebäude künftig barrierefrei zugänglich ist. Dafür bräuchte es unter anderem unbedingt einen Fahrstuhl, der bis in den fünften Stock des Gebäudes reicht. Neben einer verbesserten Zugänglichkeit geht es auch um energetische Sanierungen, um Energiekosten einzusparen.

Rund um das Rathaus gibt es unterdessen noch andere Gebäude, die jahrelang ungenutzt waren und zusehends verfallen. Beispielsweise steht das von den Anwohnern geliebte ehemalige Kino Sojus seit Jahren leer, bis es dieses Jahr abgerissen werden sollte und ein Investor dort ein Pflegeheim und einen Supermarkt eröffnen wollte. Doch diese Pläne wurden bis auf Weiteres verschoben, weil mehr Parkplätze benötigt werden. Die hat das Bezirksamt zwar genehmigt, allerdings verzögert der nötige Eintrag ins Grundbuch den Baustart.

Auch das Rathaus besitze eine solche identitätsstiftende Wirkung für die Nachbarschaft, ist sich Witt sicher. Mit der Sanierung könnte auch der seit Jahren geschlossene Ratskeller wiedereröffnet werden, was für die Bürger ein deutlicher Mehrwert wäre.

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