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Rechter Shitstorm gegen Holocaust-Überlebenden

Ehemaliger KZ-Häftling warnt vor Burschenschaften und FPÖ - und wird dafür von rechts kritisiert

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

»Unser Überleben war ein Betriebsunfall«, so zitiert der österreichische Holocaust-Überlebende Rudolf Gelbard den KZ-Häftling und Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz. Doch 19 Mitglieder der Familie von Gelbard wurden von den Nazis und ihren Helfern ermordet. Das erzählt der 87 Jahre alte Rudolf Gelbard in einem Video für die österreichischen Menschenrechtler von SOS Mitmensch. In dem Video kritisiert er den Wahlausgang in Österreich, genauer gesagt die FPÖ und die zentrale Rolle von Burschenschaftlern in der Partei. Gelbhard war von 1942 bis 1945 Häftling im KZ-Theresienstadt.

Der Fall erinnert an die Intervention einer Holocaust-Überlebenden aus Wien im November letzten Jahres. Damals hatte der Grüne Kandidat Van der Bellen die Sorge der 89-jährigen Pensionistin Gertrude über den rechten Tonfall im Wahlkampf und das systematische »Runtermachen« verbreitet, mehr als drei Millionen Menschen sahen damals die Kritik der Shoa-Überlebenden, der es angesichts der Rhetorik »kalt über den Rücken« lief.

Gelbard krisiert nun speziell die ungebrochene Tradition von Nazi-Burschenschaftlern in der FPÖ. Es gebe »sieben Fälle von schwersten Kriegsverbrechen, bei denen Burschenschaftler beteiligt waren und alle diese Burschenschaftler sind nach wie vor in den Ehrenlisten und -tafeln ihrer Verbindungen«. Dann zählt er auf: Der Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka – nach wie vor geehrt von der Burschenschaft Germania in Innsbruck. Der Chef des Reichssicherheitsdienstes Ernst Kaltenbrunner, immer noch auf der Ehrenliste der Grazer Arminia. Auch die Innsbrucker Suevia habe sich nie von Gerhard Lausecker distanziert. Er ermordete 1938 den Präsident der jüdischen Kultusgemeinde.

Videobotschaft des Holocaust-Überlebenden Rudolf Gelbard zur Regierungsbildung in Österreich

Im Klagenfurter Gemeinderat habe die FPÖ als einzige Partei gegen eine Gedenktafel vor dem ehemaligen Gestapo-Hauptquartier gestimmt. Deswegen gehöre die Partei nicht in die Regierung, appellieren Gelbard und SOS Mitmensch deswegen am Ende des Videos an die österreichischen Konservativen.

Im Internet brach daraufhin ein rechter Shitstorm gegen das Video los. 97.000 Mal wurde das Warnvideo in den letzten Tagen auf Facebook angeklickt: »Armseliger NGO Haufen« und »reinste Propaganda« schimpfen rechte Nutzer auf Facebook. Doch viele andere bedanken sich auch: »Danke für diese wichtigen Worte« schreibt ein anderer User.

Der Appell von Gelbard und SOS Mitmensch dürfte ungehört bleiben, denn die Gespräche für eine Koalition aus ÖVP und FPÖ laufen schon. Die Organisation versucht derweil mit einer Ausstellung über die Verstrickungen der FPÖ in die österreichische Neonaziszene und der Vergangenheit prominenter Politiker der Rechtsaußenpartei die Bürger aufzuklären. Für den 15. November mobilisiert sie zu einer Lichterkette am Ballhausplatz in Wien.

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