Banker und Bahnmanager

Hans-Gerd Öfinger über die Ernennung des Bankers Alexander Doll zum neuen Vorstand »Güterverkehr und Logistik« der Deutschen Bahn AG

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bahn AG im Zusammenhang mit der Neubesetzung von Führungsposten von einer »Weichenstellung für eine erfolgreiche Zukunft« spricht, dann klingt das reichlich abgedroschen. Schließlich ist der noch bundeseigene Konzern in der Krise und verzeichnet seit langem einen Drehtüreffekt in den Chefetagen. Spitzenmanager werden für teures Geld eingeflogen, bereiten mit ihren permanenten Umstrukturierungsplänen den »Indianern« an der Basis Kummer und Kopfzerbrechen und sind oftmals schon über alle Berge, wenn der (Miss-)Erfolg ihrer Maßnahmen offenkundig wird.

Seit dem Einstieg in den Privatisierungsprozess 1994 hat sich im Bahnmanagement eine schroffe Umwandlung vollzogen. Führungskräfte, die das Eisenbahnwesen von der Pike auf gelernt haben und in der Weiterentwicklung des Schienenverkehrs eine Lebensaufgabe sahen, wurden zunehmend durch bahnferne Betriebswirte und Juristen ersetzt, für die der Bahntower nur eine Sprosse auf der Karriereleiter darstellt. Längst ist die Deutsche Bahn zu einer Finanzholding verkommen. Den Managern fehlt das für einen erfolgreichen Eisenbahnverkehr unabdingbare ganzheitliche Denken. Der Global Player erwirbt und verkauft wie jede andere Finanzholding Unternehmensteile.

Dieser Trend dürfte sich nun mit der Ernennung von Alexander Doll zum Vorstand »Güterverkehr und Logistik« fortsetzen. Der 47-jährige Betriebswirt ist seit 2013 Deutschland-Chef bei der Barclays Bank und hatte in seinem Werdegang bei Banken und Kreditinstituten eigentlich nichts mit Eisenbahn zu tun. Weitreichende Branchenkenntnisse habe er sich laut offizieller Verlautbarung in den letzten 20 Jahren als Berater der Deutschen Bahn »bei mehreren Projekten« sowie bei »zahlreichen nationalen und internationalen Transaktionen im Transport- und Logistikgeschäft« erworben.

Nun könnte Doll als neuer Logistikchef mit Rückendeckung durch eine künftige Jamaika-Koalition und den Bahnchef und Betriebswirt Richard Lutz bald wieder alte Pläne zum Verkauf der Logistik-Sparte Schenker und der Güterbahn DB Cargo aus der Schublade holen oder auf andere Formen der Privatisierung und Zerfledderung der Deutschen Bahn setzen. Für die Beruhigung der besorgten Eisenbahner soll der künftige Personalvorstand Martin Seiler sorgen. Er hat sich als Manager bei Post und Telekom im Privatisierungsprozess ganz nach oben geboxt und Erfahrungen in Sachen Co-Management gesammelt. Für Gewerkschafter und Verfechter einer an Mensch und Umwelt orientierten Bahn ist all dies kein Grund zur Beruhigung.

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