Ukraine-Krieg könnte seinen Charakter verändern

Wolfgang Hübner über die Zuspitzung des Raketenkriegs

Russland angreifen: Das grüne Spitzenduo Habeck und Baerbock steht für militärische Konfrontation mit Moskau.
Russland angreifen: Das grüne Spitzenduo Habeck und Baerbock steht für militärische Konfrontation mit Moskau.

Als der Bundeskanzler dieser Tage mit dem russischen Präsidenten telefonierte, erklärte der ukrainische Staatschef, damit habe Olaf Scholz die Büchse der Pandora geöffnet. Denn nun würden weitere Kontakte und damit eine Legitimierung Wladimir Putins und seines Kriegskurses folgen. Die Büchse der Pandora – das ist der Inbegriff allen Übels auf Erden.

Wenn Reden schon zum Schlimmsten gehört, was sind dann erst Waffenlieferungen? Die Frage stellt sich umso dringlicher, nachdem US-Präsident Joe Biden seine Restbefugnisse nutzte, um der Ukraine den Einsatz von Raketen auf Ziele in Russland zu erlauben. Und prompt fordern deutsche Politiker wieder, der Ukraine Taurus-Raketen zu geben. Der Druck auf den Kanzler ohne Mehrheit wächst, auch aus den Reihen des verbliebenen grünen Regierungspartners. Da zeichnet sich eine Koalition der Rüstungswilligen ab, die den Ton der öffentlichen Debatte bestimmt und den Wahlkampf damit bestreiten wird. Grüne, CDU und FDP sind vorn dabei in der Raketenkoalition, assistiert vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

Schon oft hieß es, der Krieg Russlands gegen die Ukraine trete in eine neue Phase. Das muss man jetzt auf jeden Fall feststellen: Wenn der Westen die Ukraine befähigt, gegen Ziele in Russland nicht nur mit selbstgebastelten Drohnen, sondern mit Mittelstreckenraketen aus Nato-Staaten vorzugehen, wird dieser ohnehin schreckliche Krieg seinen Charakter verändern. Zumal die von den USA offenbar zugesagten ATAMCS-Raketen mit international geächteter Streumunition ausgerüstet werden können – wie es in der Ostukraine bereits geschehen ist. Damit wird die Büchse der Pandora tatsächlich weit geöffnet, und es ist kaum absehbar, wie sie wieder geschlossen werden kann.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -