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Linkspartei: Letzte Hilfe
Wolfgang Hübner über die Wahlkampfmission »Silberlocke« von Gysi, Ramelow und Bartsch
Die Linke zieht im Bundestagswahlkampf alle Register – und das muss sie auch, denn es geht für sie um alles. Wenn sie den seit mehreren Wahlen anhaltenden Abwärtstrend stoppen will, muss sie alles mobilisieren. So ist die von den Parteisenioren Gysi, Ramelow und Bartsch ausgerufene »Mission Silberlocke« eine unverzichtbare und allein schon wegen ihrer Medienwirkung gar nicht zu überschätzende Wahlkampfhilfe.
Dabei geht es nicht nur um mindestens fünf Prozent und drei Direktmandate. Das alles muss hart erkämpft werden, zumal mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht eine starke Konkurrenz um die angestammten Wählergruppen antritt. Wichtig ist diese Wahlkampfhilfe auch, weil sich Die Linke nach der Wagenknecht-Abspaltung und angesichts einer längst nicht ausgestandenen Parteikrise mitten im Umbruch befindet. Viele neue Mitglieder, eine Menge Austritte erfahrener Funktionäre, ein neuer Vorstand, tiefgreifende politische Veränderungen – Die Linke muss sich neu orientieren, inklusive angekündigter Programmdebatte. Das alles erfordert Zeit und Ressourcen, und wenn die Partei es nicht in den nächsten Bundestag schafft, würde dort wie in der öffentlichen Debatte überhaupt nicht nur eine linke Stimme für Frieden und soziale Gerechtigkeit fehlen. Es würde auch die Klärungsprozesse in der Linken enorm erschweren.
Insofern ist es eine letzte, aber wichtige Hilfe, die das Trio seiner Partei leistet. Der selbst ernannte Seniorenexpress kann den Wahlkampf noch einmal in Schwung bringen. Laufen muss der linke Laden aber irgendwann auch ohne ihn. Fehlt zur »Mission Silberlocke« nur noch eins – die Locke, über die keiner der Teilnehmer verfügt. Am Erscheinungsbild müssten die drei Herrschaften also noch mal arbeiten. Aber das trifft ja irgendwie auf die gesamte Linke zu.
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