• Politik
  • Bewegung um Emmanuel Macron

100 Mitglieder wollen En Marche verlassen

Partei des französischen Präsidenten vor Spaltung / LREM-Politikerin Tiphaine Beaulieu denkt über Gründung neuer Bürgerbewegung nach

  • Lesedauer: 2 Min.

Paris. Der Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron droht eine Spaltung. Kurz vor dem Parteitag am Samstag kündigten 100 Mitglieder von La République En Marche (LREM) ihren Austritt an – allerdings blieben sie anonym. Laut einem Bericht des Senders Franceinfo kritisierten die PolitikerInnen die mangelnde Demokratie innerhalb der Partei. Diese »beleidige die fundamentalen Prinzipien der Demokratie« mit Strukturen wie im Ancien Régime der absolutistischen Könige, heißt es in einer Stellungnahme der »100 Demokraten«, wie die Gruppe sich nennt. Dem Sender zufolge handelt es sich überwiegend um Basismitglieder, Kommunalpolitiker und lokale Parteiverantwortliche. LREM hat nach eigenen Angaben insgesamt rund 380.000 Mitglieder.

Auf dem Parteitag von LREM am Samstag soll der bisherige Regierungssprecher und Macron-Vertraute Christophe Castaner zum Parteichef gewählt werden. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht. Die Kritiker bemängeln unter anderem, dass keine Urwahl aller Mitglieder vorgesehen ist und dass Mitglieder ohne Amt nur per Zufallsprinzip ein Stimmrecht auf dem Parteitag bekommen konnten. Die Mehrheit der Stimmberechtigten im sogenannten Nationalrat sind Parlamentarier und andere Mandatsträger.

Macron hatte La République En Marche erst im Frühjahr 2016 gegründet und als politische Bewegung positioniert, die mit traditionellen Parteistrukturen brechen sollte und sich »weder rechts noch links« verortet. Nach schwungvollen Wahlkämpfen und den großen Erfolgen der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen geht es nun darum, die junge Mehrheitspartei zu festigen. Schon die im Sommer beschlossenen neuen Statuten waren von manchen Mitgliedern als zu wenig basisdemokratisch kritisiert worden.

Eine Liste der 100 Kritiker veröffentlichte Franceinfo nicht. Die linke französische Tageszeitung »Libération« berichtet jedoch, dass die LREM-Politikerin Tiphaine Beaulieu die Initiation der Erklärung nicht verhehle. Beaulieu habe in ihrem Département Finistère einen LREM-Machtkampf verloren und deshalb sogar einen Kandidaten der konservativen Republikaner unterstützt. Nun habe sie die mediale Öffentlichkeit genutzt, um die Gründung einer »neuen Bürgerbewegung vor Ende Dezember« anzukündigen. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.