Laos öffnet die Tür für China
Die beiden kommunistischen Volksrepubliken verfestigen ihre Wirtschaftsbeziehungen
Fähnchen schwenkende Schulkinder in der Uniform der Pionierorganisation, tanzende Volksmusikgruppen auf der Straße - doch was sich hier tut, hat nichts zu tun mit dem kürzlich offiziell eingeläuteten »Visit Laos Year 2018«. Der ganze Aufwand gilt einem einzigen Besucher, einem besonderen allerdings. Xi Jinping, Staats- und Parteichef aus der Volksrepublik China weilte zum offiziellen Staatsbesuch im benachbarten Laos. Großer Stolz bei den Laoten, ist dies doch gleich nach der Teilnahme am APEC-Gipfel in Vietnam die zweite Auslandsreise von Chinas mächtigstem Mann nach dessen kürzlicher Wiederwahl. Lange vorbei die Zeit auf den Gefrierpunkt heruntergekühlter Beziehungen nach Chinas »Lektion« gegen Vietnam im Jahr 1979.
Vorbei die langsame Erwärmung, die erst 2009 zu einer »umfangreichen strategischen Partnerschaft« der beiden Volksrepubliken führte. Inzwischen spricht man von einem Schicksalsbündnis zweier von kommunistischen Parteien geführter Länder, gegründet auf unzertrennliche Verbindungen »guter Nachbarn, guter Freunde, guter Genossen und guter Partner«. Und doch ist es weniger der ideologische Kitt, der die Länder zusammenrücken lässt, es sind zuallererst wirtschaftliche Interessen.
China ist heute der größte Investor in der viel kleineren Volksrepublik am Mekong. Mehr als neun Milliarden Euro investieren chinesische Anleger in mehr als 800 Vorhaben, allen voran in Bergbau und Wasserkraftanlagen. Dank chinesischer Unterstützung gelangte auch der erste laotische Satellit ins All und leistet dort Telekommunikationsdienste. Der bilaterale Handel wächst rasant mit zuletzt Zuwachsraten von mehr als 20 Prozent. Auch in der Entwicklungshilfe, die nach wie vor einen großen Anteil zum Haushalt des zu den ärmsten Ländern der Erde zählenden Laos beiträgt, geht ohne China gar nichts. Ob das riesige Konferenzzentrum für den Europa-Asien-Gipfel oder der Sportkomplex für die ASEAN-Spiele, mit Chinas Unterstützung geht alles.
Damit dies auch weiter so bleibt, dafür unterzeichneten Vertreter beider Länder im Beisein der Staats- und Parteichefs Bounnhang Vorachit und Xi Jinping gleich 17 Vereinbarungen. Darunter auch solche zur Einrichtung eines »Laotisch-chinesischen Wirtschaftskorridors« oder für den ersten Abschnitt der Autobahn, die künftig quasi parallel zur im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke von der laotischen Hauptstadt Vientiane bis zur chinesischen Grenze führen soll. Wo China zulangt, wird geklotzt, nicht gekleckert. Etwa wenn an Stelle des von den einstigen französischen Kolonialherren errichteten Krankenhauses Mahosot für 77,5 Millionen Euro ein achtgeschossiger Hospitalkomplex mit 600 Betten entstehen soll - das größte Krankenhaus, das je im Rahmen chinesischer Entwicklungshilfe gebaut wurde.
Chinesische Firmen bauen Hochhäuser und überdimensionierte Einkaufzentren, chinesische Händler sind selbst bis in das entlegenste Dorf vorgedrungen. Viele Privatschulen haben chinesischen Sprachunterricht in ihr Angebot aufgenommen, denn schon jetzt studieren mehr Laoten in China als Studenten aus den anderen ASEAN-Ländern. Auch der Tourismus boomt. In diesem Jahr besuchten bereits mehr als 700 000 Chinesen den kleinen Nachbarn. Im Visit Laos Year 2018 sollen es mehr als eine Million chinesische Gäste werden und für 2019 wird laut über ein gemeinsames Visit China Laos Year nachgedacht.
Ohne Zweifel, die laotisch-chinesischen Beziehungen haben ein bisher nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Nicht nur in Laos gibt es Stimmen, dass die Umarmung durch den übermächtigen Nachbarn im Norden erdrückend werden könnte. Vor allem in Vietnam, das sich mit Laos seit langem durch »besondere Beziehungen« verbunden sieht, beobachtet man die Entwicklung mit einigem Unwohlsein. Zumal Vietnam beim Umfang der Geschenke schwer mithalten kann. Aber immerhin errichtet Vietnam in Vientiane für rund 80 Millionen Euro das neue, prachtvolle Gebäude der Nationalversammlung. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
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