Meilenweit entfernt vom Ziel

Sondierungsgespräche gehen in die Verlängerung: Nach über vier Wochen stehen Schwarz, Gelb und Grün immer noch vor gravierenden Differenzen

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin. 8443 Kilometer Luftlinie sind heutzutage keine Entfernung - wenn man sich in Berlin ins Flugzeug setzt und, sagen wir, nach Kingston, der Hauptstadt von Jamaika, fliegt. Da die politische Reise in Richtung schwarz-gelb-grünes Jamaika aber kein Urlaubstrip ist, gibt es keinen zügigen Transfer. Im Gegenteil, es ist eine mühsam vorwärtstastende Expedition, bei der es - geografisch betrachtet - zunächst über Flachland geht, dann durch Berg und Tal bis zur Atlantikküste und dann noch eine weite Strecke über die raue See.

Solche Politmetaphorik bemühte schon zu Beginn der Sondierungsgespräche zwischen CDU, FDP, Grünen und CSU die FDP-Generalsekretärin Nicola Beer: Rund 8500 Kilometer seien zu überwinden, sagte sie vor einem Monat, die ersten Schritte seien gut gelaufen, es gebe eine lösungsorientierte Atmosphäre.

Von derart optimistischen Übertreibungen sind die Unterhändler längst weit entfernt. Die Nerven liegen blank, die Gesichter sind übermüdet, die Äußerungen klingen gereizt - der mehr als vierwöchige Versuch, teils deutlich gegensätzliche Positionen in einen großen Kompromiss zu zwingen, hat Spuren hinterlassen und nötigt den Abgesandten der vier Parteien eine Verlängerung auf. Nicht, wie geplant, am Donnerstag waren die Gespräche beendet, sondern sie dauern noch mindestens bis Sonntag. Bislang unüberbrückbare Differenzen gibt es nicht nur, aber vor allem bei der Flüchtlingspolitik, Stichwort Familiennachzug. In wesentlichen Punkten sei man nicht weiter als vor vier Wochen, heißt es aus Verhandlungskreisen.

Dennoch hofft nun etwa CSU-Chef Horst Seehofer auf ein Ende der Sondierung am Sonntag. Dann heiße es »Hü oder hott«. Im Falle hott gäbe es wohl baldige Neuwahlen - immerhin 68 Prozent der Befragten wären einer Umfrage zufolge dafür. wh Seiten 2, 5 und 20

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