Muss Stadt für zu teure Privat-Kita zahlen?
Bundesverwaltungsgericht
Die Stadt München muss die Kosten für einen Platz in einer Luxus-Kita nicht übernehmen. Das entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig (BVerwG 5 C 19.16). Es hob das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) auf, der 2016 zugunsten der klagenden Eltern geurteilt hatte.
Die Familie hatte sich um einen Krippenplatz für ihren Sohn zum 1. April 2014 beworben, aber zunächst keinen bekommen. Sechs Angebote der Stadt für eine Tagesmutter lehnten die Eltern ab, weil sie unpassende Betreuungszeiten hatten. Stattdessen suchten sie auf eigene Faust einen Platz in einer Privat-Kita, die allerdings 1380 Euro im Monat kostete, inklusive Kinder-Yoga und Tanzkurse. Einen Teil der Kosten verlangten die Eltern von der Stadt München zurück und klagten.
Das Verwaltungsgericht München hatte die Klage abgewiesen. Der Verwaltungsgerichtshof hatte in zweiter Instanz entschieden, die Stadt müsse zahlen, weil die Eltern keine Alternative gehabt hätten und der Jugendhilfeträger »nicht in die Puschen gekommen« sei. Laut diesem Urteil sollte die Stadt die Differenz zwischen einem städtischen und dem teuren privaten Kita-Platz übernehmen - ungefähr 1000 Euro im Monat. Die Stadt München legte Revision dagegen ein.
Das Bundesverwaltungsgericht entschied nun, dass es zwar zulässig war, dass die Eltern sich den Krippenplatz selbst beschafften. Eine Kostenübernahme könnten sie deswegen jedoch nicht verlangen.
Aus dem Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr folge kein Wahlrecht zwischen einem Platz in einer Kita und bei einer Tagesmutter. Auch seien die Jugendhilfeträger nicht verpflichtet, »dem Kind einen kostenfreien oder zumindest kostengünstigen Betreuungsplatz« anzubieten.
Der Anspruch auf eine möglichst optimale Kinderbetreuung dürfe grundsätzlich »nicht dadurch gefährdet oder gar vereitelt werden, dass die Inanspruchnahme der nachgewiesenen Betreuungsstellen mit unzumutbaren finanziellen Belastungen verbunden wäre«. Was finanziell zumutbar ist, hängt aber vom Einkommen der Eltern ab und müsse im Einzelfall geprüft werden. Das sei nicht Gegenstand dieses Verfahrens gewesen. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.