Milliardengeschäft am Black Friday

Der Schnäppchentag wird zum Umsatzrenner des deutschen Einzelhandels

  • Erich Reimann
  • Lesedauer: 3 Min.

Erst schwappten der Valentinstag und Halloween von Amerika nach Deutschland. Jetzt fasst mehr und mehr auch der in den USA für seine Rabattschlachten bekannte Black Friday Fuß in der Bundesrepublik - und mit ihm das Online-Gegenstück, der Cyber Monday. Der Handelsverband Deutschland rechnet damit, dass die Schnäppchentage an diesem Freitag und dem darauffolgenden Montag für zusätzliche Umsätze von rund 1,7 Milliarden Euro sorgen werden.

Für den Marketingexperten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar bei Koblenz steht fest: »Black Friday und Cyber Monday sind heute schon sehr wichtig für den Handel - und sie werden immer wichtiger. Wir haben gesättigte Märkte in Deutschland. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen.«

Traditionell fällt der schwarze Freitag auf den Tag nach dem US-Feiertag Thanksgiving, in diesem Jahr der 24. November. Die Amerikaner nutzen den Brückentag gerne für Weihnachtsshopping. Für die Händler signalisiert er den Start in die heiße Phase des Geschenkegeschäfts. Der Internettag Cyber Monday folgt drei Tage später.

Auch immer mehr Händler in Deutschland sind bei dem Rabattmarathon dabei - und machen aus den zwei Schnäppchentagen oft eine ganze Woche. Amazon Deutschland etwa startete seine Cyber-Monday-Woche bereits am vergangenen Montag und verspricht den Kunden mehr als 55 000 Angebote. Die Elektronikkette Saturn lockt mit einer »Black Week« mit den »besten Angeboten des Jahres«. Auch viele andere bis hin zur Supermarktkette Real und den Karstadt-Kaufhäusern werben mit Sonderangeboten.

Nach einer Analyse von eBay und dem Kölner Handelsforschungsinstitut ECC hat der Rummel schon das Einkaufsverhalten der Bundesbürger verändert, zumindest beim Online-Shopping: »Es findet eine Verschiebung der Umsätze insbesondere von der ersten Dezemberhälfte auf die zweite Novemberhälfte statt«, sagt Eben Sermon, Vizechef von eBay Deutschland.

Trotz der vielen Sonderangebote raten Verbraucherschützer den Konsumenten, kühlen Kopf zu bewahren und auch im Black-Friday-Trubel nicht auf Preisvergleiche zu verzichten. Stichproben des Vergleichsportals Guenstiger.de ergaben im vergangenen Jahr, dass nur jedes zweite getestete Angebot wirklich ein Schnäppchen war. Bei einem Viertel der Angebote zahlten Käufer mehr als bei konkurrierenden Händlern, ein weiteres Viertel entsprach den üblichen Marktpreisen. Wenn mit dramatischen Reduzierungen von 30, 40 oder 50 Prozent geworben werde, sei dies mit Vorsicht zu genießen, betonen Experten. Denn diese bezögen sich oft auf die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller, die in vielen Fällen deutlich über den aktuellen Marktpreisen liegen.

Ungewiss ist, woher der Name Black Friday eigentlich stammt. Eine Theorie ist, dass der Name auf die Menschenmassen in Straßen und Einkaufszentren zurückzuführen ist, die an diesem Tag in vielen US-Metropolen unterwegs sind. Eine andere erklärt den Namen damit, dass die Händler an diesem umsatzstarken Tag die Chance haben, in die Gewinnzone zu kommen - also schwarze Zahlen zu schreiben.

Ungewiss sind in den Augen der Experten auch die langfristigen Folgen der Rabattschlacht. Der Marketingexperte Fassnacht warnt: »Solche Rabatttage sorgen für mehr Verkäufe, aber sie stärken auch den Trend zur Discount-Gesellschaft. Es wird dadurch immer schwieriger, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen.«

Nicht bei dem Rabattrummel mitmachen will die Drogeriemarktkette dm. Unter dem Motto »Giving Friday« (Gabenfreitag) spendet das Unternehmen aber fünf Prozent des Tagesumsatzes an Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche. dpa/nd

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