Nachrufe
Dieter Bellmann
24. 7. 1940 - 20. 11. 2017
Fernsehserien können für Schauspieler Fluch und Segen zugleich sein. Im besten wie im schlechtesten Fall identifizieren die Zuschauer einen Darsteller irgendwann nur noch mit der Serienrolle; ein Segen sind sie aber deshalb, weil sie den Schauspielern ein finanzielles Auskommen sichern. Die Schauspielerei, das wissen nicht viele, ist für die meisten Mimen ein prekärer Broterwerb.
Dieter Bellmann ist ein Bespiel dafür, wie eine Serienfigur vom Darsteller kaum noch getrennt werden kann. Fast 20 Jahre lang spielte er in der ARD-Krankenhausserie »In aller Freundschaft« die Rolle des Professor Dr. Gernot Simoni der »Sachsenklinik«: Bellmann war Simoni und Simoni war Bellmann.
In einem Agentur-Nachruf auf Bellmann hieß es, dass der aus der Sächsischen Schweiz stammende Schauspieler »immer wieder auf der Bühne von Schauspiel und Kabarett« gestanden habe. Nun ja, das stimmt, ist aber nur die verkürzte Wirklichkeit. Bellmann wirkte 30 Jahre lang bis 1997 am Schauspielhaus Leipzig und war dort auch als Regisseur tätig. Zudem trat er zwischen 1968 und 1982 in zahlreichen Inszenierungen des Fernsehtheaters Moritzburg auf. Daneben war er auch als Synchronsprecher tätig, u.a. für Alain Delon und Donald Sutherland. jam
Michael Gurdus
1944 – 28. 11. 2017
Ohne Zustimmung abgehört wurde schon immer und überall. Zumeist von diversen »Diensten«. Glaubt man den Legenden, die sich um das Treiben von Michael Gurdus ranken, tat er das Gleiche als israelische Privatperson sein Berufsleben lang, aber aus reiner journalistischer Neugier und sicher auch geschäftlichem Interesse, aber stets im Rahmen des gesetzlich Erlaubten.
Dies alles geschah vor allem in den 70er Jahren, also vor den Zeiten des Internets – per Funk. Man sagt, dass sein Büro in Tel Aviv vollgestopft war mit aller möglicher Technik, die es Gurdus gestattete, sein unsichtbares Ohr überall reinzuhalten. So belauschte er auch Funkverkehr der politisch brisantesten Sorte und ging damit brühwarm in den israelischen Rundfunk.
Sein besonderes Interesse galt den damals häufigen Flugzeugentführungen. Da Gurdus neben Hebräisch, Arabisch und Polnisch, der Muttersprache seiner Eltern, auch Deutsch, Englisch und Französisch verstand, war er weltweit oft der Erste, der damit auf Sender ging, auch bei der berühmt-berüchtigten Entführung einer Lufthansa-Maschine 1977 nach Mogadischu. roe
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