Neu-Helgoland bittet zu Tanztee und Ostrock
Nach monatelanger Zwangspause wegen eines Brandes hat das Traditionslokal an der Müggelspree wieder geöffnet
Dagmar Tabbert, die Wirtin des Traditionslokals, ist im Vollstress. »Keine Zeit, ich kann Sie wirklich gerade nicht treffen«, sagt sie am Apparat. »Ich habe Telefondienst und immer noch kein richtiges Büro.« Man hört es rumoren im Hintergrund, nebenbei nimmt sie Ticket-Vorbestellungen für Veranstaltungen entgegen. Und Glückwünsche. Denn am Freitag hat Dagmar Tabbert gemeinsam mit ihrem Team und zahlreichen Gästen die Wiederöffnung des Restaurants gefeiert. Viereinhalb Monate nachdem ein Großbrand - wie schon 2002 - große Teile des Dachs und der Hotelzimmer verwüstet hatte und auch Rauch und Löschwasser schwere Schäden angerichtet hatten.
Noch immer ist unklar, weshalb das Feuer in einem Nebengelass ausgebrochen war und wie es so rasch auf das Gebäude übergreifen konnte. Im Restaurant hatte an jenem Abend eine Feier mit zahlreichen Gästen stattgefunden, die - wie auch das Personal - unversehrt in Sicherheit gebracht werden konnten. Der Brand konnte erst am Morgen vollständig gelöscht werden, auch weil der Zugang zum Löschwasser an jenem Abend erschwert war. Zahlreiche Helfer aus der Nachbarschaft hatten die Feuerwehr unterstützt. Die Schäden waren dennoch beträchtlich. Zahlreiche Künstler, die dem Haus und auch der Wirtin persönlich verbunden sind, haben bei Solidaritätskonzerten viel Spendengeld für den Wiederaufbau des Lokals eingespielt.
»Wir haben uns mit einer Feier bei unseren Unterstützern, Künstlern, Bauleuten und Handwerkern, den vielen Helfern und Nachbarn bedankt, das Haus war proppenvoll«, schwärmt Tabbert. »Weit mehr als 200 Gäste waren da.« Und sie nennt bekannte Namen wie Angelika Mann, Dirk Michaelis, Christiane Uffholz oder Dagmar Frederic.
Am Tag darauf, Samstagnacht, wurde mit einem Auftritt der legendären »Stern-Combo Meißen« auch der Konzertbetrieb wieder aufgenommen, für den das Lokal seit vielen Jahren eben auch steht: Neu-Helgoland gilt unter Kennern als so etwas wie die »gute Stube« des Ostrock. In den kommenden Wochen haben sich zum Beispiel die Gruppen »Lift« und »Renft«, die »Modern Soul Band« sowie diverse Cover-Bands angesagt. Wobei nicht nur die zum Teil hochbetagten früheren DDR-Kapellen, sondern auch Liedermacher, Schlagerstars und Schauspieler aus dem Osten in Neu-Helgoland zuverlässig ihr Publikum finden.
Vom eher rustikalen Charme der einstigen Ausflugsgastronomie zwischen Dahme und Spree mit Bockwurst und Bier sowie Kaffee und Kuchen hat sich das heutige »Hotel & Restaurant Neu-Helgoland« längst ein gutes Stück entfernt. Kräftig modernisiert und ausgebaut, ist es dennoch ein im besten Sinne volkstümlicher Ort geblieben. Mit gepflegter Gastronomie empfängt es noch immer jede Menge Ausflügler, die über Köpenick, Friedrichs- und Wilhelmshagen oder Müggelheim kommend Rast machen. Terrasse, Wintergarten, kleiner und großer Saal bieten zahlreiche Restaurantplätze, sind aber auch Veranstaltungsort für den vor allem bei Senioren beliebten Tanztee, für Rock- und Jazzkonzerte, Liederabende, Lesungen, Mittagsgäste oder für kleinere und größere Feiern.
Während das Gebäude noch eingerüstet und zum Teil von Baucontainern umgeben ist, während Handwerker sich die Klinke zum oberen Stockwerk in die Hand geben, präsentiert sich die Uferseite an der Müggelspree bereits schick herausgeputzt. Wintergarten und Restaurant - wieder bestens in Schuss und vorweihnachtlich geschmückt - sind seit 11 Uhr geöffnet, es ist aber noch wenig Betrieb. Nur der Fähranleger ist saisonbedingt außer Betrieb.
»Wir haben im Restaurantbereich den Betrieb komplett wieder aufgenommen«, sagt die Wirtin. »Wir bieten wieder das ganze Programm, richten Hochzeits- und Familienfeiern aus, stehen für Firmenfeste zur Verfügung.« Anders sieht es im Hotel aus, Übernachtungen kann man einstweilen noch nicht buchen. »Da sind die Arbeiten noch im vollen Gange. Wir wollen den Hotelbetrieb im April 2018 wieder aufnehmen.«
Das Publikum hat die Wiedereröffnung des Veranstaltungsortes begeistert aufgenommen. Bereits das Konzert der »Stern Combo« war ausverkauft. Ab diesem Dienstag sorgt die Entertainerin Dagmar Frederic an drei Abenden für ein volles Haus. Auf Desiree Nick (8.12.) folgen »Modern Soul« (9.12.) und »Lift« mit einem Rockballadenprogramm (15.12.). »Sehr gut läuft der Vorverkauf für unsere traditionelle Silvesterparty, aber es gibt noch ein paar Restkarten.«
Informationen, Programm und Tickets unter: www.neu-helgoland.de
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.