Vertrauenstest
Noch mehr Kontrollen sollen Vertrauen wiederherstellen
Was verbirgt sich hinter der Independent Testing Authority (ITA), die nach dem IOC-Urteil vom Dienstag einen warmen Geldregen erwarten darf? Insgesamt 15 Millionen Dollar soll Russland als Strafe zahlen. Abzüglich der Kosten für die Untersuchungskommissionen des IOC bleibt der Rest dann bei jener ITA, die jetzt angeblich »Kapazität und Integrität eines globalen Antidoping-Systems aufbauen« soll, wie es Thomas Bach ausdrückte.
Der IOC-Präsident machte nicht zufällig Werbung für die ITA, schließlich war sie seine Idee. 2015 erfand er diese »unabhängige Kontrollbehörde«. Sie soll internationalen Sportverbänden und Veranstaltern alle möglichen Aufgaben rund um die Dopingtests abnehmen: Testpläne, Kontrollen, Ergebnismanagement. Die Idee, all dies unabhängig von Nationen, und Sportfunktionären zu machen, wurde von vielen begrüßt. Doch vor allem drei Probleme wurden angeprangert: Es gibt Zweifel an der Unabhängigkeit, da die ITA vom IOC finanziert wird und ein IOC-Vertreter in ihrem Aufsichtsrat sitzt. Zudem wird niemand verpflichtet, das Angebot zu nutzen. Und schließlich gab es für das Aufgabengebiet doch schon die Welt-Antidoping-Agentur, auch wenn die, da vom Sport und der Politik finanziert, ebenso ihre Unabhängigkeitsprobleme hat.
Das IOC wollte mit der ITA vor allem eines erreichen: Die Verantwortung über das Kontrollmanagement bei den Olympischen Spielen sollte abgegeben werden, nachdem dies von den Russen in Sotschi so spektakulär ausgehebelt worden war. Nun soll also die ITA-Vorsitzende Valerie Fourneyron eine Task Force anführen, die dann entscheidet - die IOC-Oberen werden das später nur noch absegnen -, welche russischen Athleten nach Pyeongchang eingeladen werden, weil sie als sauber gelten. Auch in diesem Gremium wird wieder ein IOC-Mitglied sitzen, und diesmal auch Vertreter der WADA.
Athleten, die in Frage kommen, müssen nun gesondert getestet werden. Im Grunde war’s das schon. Ein paar mehr Tests sollen verlorenes Vertrauen zurückbringen. Dabei haben Sportfans weltweit nicht nur das Vertrauen in die Sauberkeit der Athleten verloren, sondern vor allem in die Effizienz der Kontrollen.
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