- Politik
- Friedensnobelpreis
Nobelpreis an Atomwaffengegner überreicht
Kampagne für Engagement gegen Kernwaffen in Oslo geehrt / Zeremonie ohne Botschafter der Atommächte USA, Frankreich und Großbritannien
Oslo. Für ihren bahnbrechenden Einsatz für ein Verbot von Atomwaffen ist die Kampagne ICAN mit dem Friedensnobelpreis 2017 ausgezeichnet worden. »Es ist Wahnsinn, sich von diesen Waffen beherrschen zu lassen«, sagte ICAN-Geschäftsführerin Beatrice Fihn bei der Preisverleihung am Sonntag im Osloer Rathaus.
Ein einziger Moment der Panik oder Nachlässigkeit, ein missverständlicher Kommentar oder ein verletztes Ego könnten leicht zur Zerstörung führen. Deswegen sei ein Verbot die einzig vernünftige Entscheidung. Fihn nahm den Preis zusammen mit einer Überlebenden des US-Atombombenangriffs auf Hiroshima entgegen.
ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) kämpft seit 2007 gegen den Widerstand der Atommächte und vieler anderer Länder dafür, Atomwaffen per internationalem Vertrag zu verbieten. Die Organisation wirkte maßgeblich am UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen mit, der im Juli unterzeichnet wurde und von 122 Staaten unterstützt wird.
Der Friedensnobelpreis für ICAN setzt deshalb auch die vermutlich neun Atommächte und ihre Partner unter Druck. Denn sie und fast alle NATO-Staaten - darunter Deutschland - tragen den Verbotsvertrag nicht mit. Die westlichen Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich schickten deshalb auch nicht ihre Botschafter, sondern weniger hochrangige Repräsentanten zur Zeremonie nach Oslo.
»Der Vertrag hat mächtige Gegner, doch die Idee, Atomwaffen zu verbieten und abzuschaffen, ist weder neu noch naiv«, sagte Nobeljurorin Berit Reiss-Andersen. Das Nobelkomitee glaube, dass ein internationaler Bann ein wichtiger, vielleicht der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen sein werde. Ican diene damit der Menschheit. Fihn rief die Atommächte namentlich auf und forderte sie auf, das Verbot zu unterstützen.
Das sei heute wichtiger denn je, betonten die Redner. Die Atomwaffen seien wie »die Waffe eines Wahnsinnigen permanent an unserer Stirn«, sagte Fihn. Reiss-Andersen betonte, es gebe keine Garantie, dass kein Regierungschef einen Atomangriff anordnen werde. »Kurz gesagt: Atomwaffen sind so gefährlich, dass das einzig Verantwortungsvolle ist, für ihre Abschaffung und Zerstörung zu arbeiten.«
Für den Einsatz gegen Atomwaffen wurden bereits zwölf andere Friedensnobelpreise vergeben. Die 85 Jahre alte Setsuko Thurlow, die mit 13 Jahren den Atomangriff auf Hiroshima überlebte, beschrieb am Sonntag mit eindrucksvollen Worten die todbringende Kraft der Atombomben. »Jede Sekunde, jeden Tag gefährden Atomwaffen jeden, den wir lieben und alles, was uns wichtig ist«, sagte sie. »Diesen Wahnsinn dürfen wir nicht länger tolerieren.« Alle verantwortungsvollen Staaten würden das Verbot unterzeichnen. »Und die Geschichte wird die hart richten, die es ablehnen.« dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.