- Kommentare
- Siemens
Dreiste Frechheit
Simon Poelchau über Ilse Aigners Absage für den Siemens-Gipfel
Unter CSU-Politikern scheint es derzeit Mode zu sein, SPD-Ministerinnen zu brüskieren. Nachdem Bundesumweltministerin Barbara Hendricks den Alleingang von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in Sachen Glyphosat hinnehmen musste, trifft es nun Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). Denn Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hält es nicht für nötig, zum von ihr anberaumten Siemens-Krisengipfel zu kommen.
Natürlich sagt man in München nicht offen, dass man kein Bock hat, sondern führt, ganz diplomatisch, terminliche Gründe an. Doch wenn selbst der Staatssekretär angeblich keine Zeit hat, am Montag nach Berlin zu fahren, dann ist dies eine eindeutige Botschaft. Aigners Absage wird also weniger mit terminlichen Schwierigkeiten als damit zu tun haben, dass Siemens zwar seinen Konzernsitz in der bayerischen Landeshauptstadt München hat, die Standorte in dem Freistaat aber so gut wie gar nicht vom Stellenabbau betroffen sind. Stattdessen trifft es vor allem Werke in ostdeutschen Bundesländern. Da denkt sich Aigner vermutlich, dass für sie bei dem Treffen eh nichts rauskommen kann und sie nur von ihre Kollegen aus den betroffenen Ländern gebeten wird, auf Siemens-Chef Joe Kaeser gut einzureden.
Dass Aigner wegbleibt ist also unsolidarisch gegenüber den vom Jobabbau Betroffenen und deswegen nicht nur gegenüber Zypries eine dreiste Frechheit.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.