- Kommentare
- Agrarindustrie
Gammelfleisch haben wir genug
Haidy Damm meint, dass die Skandal-Rhetorik von Greenpeace zu kurz greift
Wieder scheint ein Freihandelsabkommen der Europäischen Union - diesmal mit den Mercosur-Staaten - ohne öffentliche Debatte kurz vor dem Abschluss zu stehen. Details gibt es erneut nur über geleakte Dokumente. Business as usual in der EU-Kommission.
Letzteres gilt leider auch für die Umweltorganisation Greenpeace. In ihrer Mitteilung zu den von ihr veröffentlichten internen Verhandlungsdokumenten hebt der Sprecher auf Gammelfleisch aus Brasilien ab. Sicher, die Bestechung von Lebensmittelkontrolleuren, damit sie gestrecktes Hühnerfleisch und verdorbenes Rindfleisch durchgehen lassen, war im vergangenen Jahr ein handfester Skandal. Den Fokus darauf zu legen, dass brasilianisches Gammelfleisch demnächst in deutschen Kühlregalen liegt, gehört jedoch in die Mottenkiste skandalisierender Rhetorik.
Die Mercosur-Staaten sind in die industrialisierte Landwirtschaft noch tiefer verstrickt als Europa. Gentechnik ist ebenso an der Tagesordnung wie die in der EU verbotenen Hormone in der Tierhaltung. Hinzu kommen Menschenrechtsverletzungen durch Vertreibung, weil immer mehr Flächen gebraucht werden. Es ist das System der Agrarindustrie, das mit all seinen Facetten zur Debatte stehen muss - auf beiden Seiten des Atlantiks. Das ist schwieriger zu vermitteln, aber Gammelfleisch haben wir selbst genug.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.