Mangelhafte Kennzeichnung vegetarischer und veganer Ersatzprodukte
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt
Getreidebratling oder Sojaeis - die vegetarischen und veganen Ersatzprodukte haben die Regale deutscher Supermärkte erobert. Doch wie sehen Kennzeichnung und Gesundheitswert aus?
In einem bundesweiten Marktcheck der Verbraucherzentralen wurden 127 vegane und vegetarische Alternativen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Kennzeichnung ist oft mangelhaft. Auch der von vielen Verbrauchern erwartete Gesundheitswert wird längst nicht von allen Produkten erfüllt.
Laut einer Umfrage der Verbraucherzentralen mit 6000 Teilnehmern haben rund 90 Prozent der Verbraucher derartige Produkte schon einmal probiert. Als Beweggründe wurden meist der ethische und gesundheitliche Aspekte genannt. «Eine bewusste Kaufentscheidung ist aber nur möglich, wenn der Verbraucher die wichtigsten Informationen auf der Produktverpackung leicht findet - möglichst schon auf der Vorderseite», erklärt dazu Christa Bergmann, Leiterin Referat Lebensmittel der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt (vzsa). Bei dem durchgeführten Marktcheck stand daher die Kennzeichnung der Produkte im Vordergrund.
Das Fazit: Die Kennzeichnung ist mangelhaft, die Siegel bieten kaum Orientierung. Nur etwa 50 Prozent der Lebensmittel im Test wurden im Produktnamen als «vegetarisch» beziehungsweise «vegan» ausgelobt. Stattdessen tauchten verschiedene, nicht definierte Begriffe wie «veggie», «pflanzlich» oder «100 % pflanzlich» auf.
Auch die Verwendung von Siegeln ließ zu wünschen übrig. Von den insgesamt 127 getesteten Produkten trugen 31 das Vegetarisch- und 47 das Vegan-Siegel des ProVeg (ehemals Vegetarierbund Deutschland). Die Vegan-Blume der Vegan Society war auf 20 Produkten zu finden. Hinzu kamen verschiedene Symbole von Herstellern.
Die Vielzahl von Labeln mit unterschiedlichen Kriterien ist für den Verbraucher intransparent. Die Bezeichnung eines Lebensmittels als «vegan» oder «vegetarisch» ist bisher gesetzlich nicht definiert. «Eine klare gesetzliche Regelung könnte mehr Klarheit und eine leichtere Orientierung für Verbraucher schaffen», so Christa Bergmann.
Bei Produkten, bei denen eine charakteristische Zutat tierischen Ursprungs ersetzt wird, sollte die ersetzende Zutat gut sichtbar in Verbindung mit dem Produktnamen genannt werden wie zum Beispiel «Sojabasis, »... mit Erbsenprotein«. Diese Ersatzzutat war aber nur bei einem Drittel der Produkte vorne auf der Verpackung zu finden.
Auch der Gesundheitswert der Ersatzprodukte war teilweise fragwürdig. Etliche Verbraucher (40 Prozent) erwarten, dass Ersatzprodukte eine gesündere Alternative sind. Tatsächlich zeigten sich bei den Nährwerten aber große Unterschiede. So sind Ersatzprodukte für Wurst und Fleisch zwar durchschnittlich kalorienärmer und enthalten weniger gesättigte Fette als die Originalprodukte, aber 80 Prozent der untersuchten Produkte enthielten zu viel Salz und sind daher nicht empfehlenswert. 90 Prozent der Produkte, die mit nährwert- oder gesundheitsbezogenen Angaben werben, wiesen eine ernährungsphysiologisch ungünstige Zusammensetzung auf.
Hinzu kommt, dass einige Ersatzprodukte bis zu acht Zusatzstoffe enthielten - teilweise mehr als das zum Vergleich herangezogene Originalprodukt. »Vegetarische und vegane Ersatzprodukte bieten somit nicht zwangsläufig eine gesündere Alternative. Verbraucher müssen daher genau hinschauen und jedes Produkt anhand der Zutatenliste bewerten«, rät Christa Bergmann. vzsa/nd
Der vollständige Untersuchungsbericht steht unter https://www.vzsa.de/sites/default/files/2017-11/Marktcheck_Vegetarisch-vegan.pdf
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