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Kein Plan B am BER, Start Herbst 2020 steht
Aufsichtsrat vertraut auf den Eröffnungstermin / Neue Absprachen mit großen Firmen auf der Flughafenbaustelle
Er wolle keinen »Wunschtermin« nennen, sondern einen »unternehmerisch« belastbaren. Das hatte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, Engelbert Lütke Daldrup, vor der Bekanntgabe eines neuen Eröffnungstermins für den Großflughafen BER in Schönefeld immer wieder betont. Seit vergangenem Freitag steht der Termin fest: Der Flughafenchef hat dem Aufsichtsrat den Oktober 2020 als Ziel genannt. Dann soll in zwei Schüben vom Flughafen Tegel zum BER umgezogen werden.
Dass dieser Starttermin gehalten werden kann, davon ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider, überzeugt. Dem »Inforadio« des rbb sagte er am Samstag: »Zugrunde liegen sehr umfassende Analysen der Baustelle, Gespräche mit den Baufirmen, Gespräche mit externen Kontrolleuren.« Man wollte sich, so Bretschneider, diesmal nicht nur auf eigenen Sachverstand verlassen und auf eigene Hochrechnungen, sondern am Ende des Prozesses vor allem sicher sein, dass wir dieses Mal unsere Aussage auch halten können. Einen Plan B, wie ihn der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Anton Hofreiter, gefordert hatte, lehnte der SPD-Politiker Bretschneider ab. »Wir wären ja nicht ganz klar im Kopf, wenn wir bei Entscheidungen über den Termin gleichzeitig einen Plan B entschließen würden«, sagte Bretschneider dem rbb-Inforadio. Und: Welche Baufirma würde noch irgendeinen Termin einhalten, wenn die Auftraggeber jetzt schon von ihren eigenen Terminen abrücken würden?
Dass das 20-köpfige Kontrollgremium dem Vorschlag des Flughafenchefs zustimmte, dürfte nicht zuletzt mit dem soliden Planungen zu tun haben, die Lütke Daldrup in der siebenstündigen Sitzung unterbreitet hat. Wie aus Kreisen der Flughafengesellschaft zu hören ist, hat der Baufachmann den Kontrolleuren in mehreren Stufen erklärt, wie er zu seiner Terminentscheidung in den vergangenen Monaten gelangt ist.
Zunächst ging es um eine Bestandsaufnahme: Fast 2,8 Milliarden Euro wurden bislang im Hauptterminal verbaut, das mit seiner komplizierten Brandschutzanlage Hauptursache für die zahlreichen Verschiebungen seit 2011 war. Inzwischen liegen alle Baugenehmigungen vor, auch die Bauarbeiten, so wird aus Kreisen der Flughafengesellschaft berichtet, seien weitestgehend abgeschlossen. Von den 200.000 seit dem Jahr 2012 festgestellten Mängeln konnten inzwischen 193.000 Mängel beseitigt werden.
Auch einen großen Streitpunkt der Vergangenheit konnte die Flughafengesellschaft abräumen: Es ist ihr gelungen, mit den 2012 nach der damaligen Verschiebung gefeuerten Planern einen Vergleich zu erzielen. Mögliche kostenspielige Prozesse konnten somit abgewendet werden.
Damit die Restarbeiten auf der Baustelle tatsächlich abgearbeitet werden, hat die Flughafengesellschaft mit einigen der großen Unternehmen, die auf der Baustelle tätig sind, nach Gesprächen neue Vereinbarungen erzielt. Mit der Firma Caverion etwa, einem der größten vor Ort tätigen Firmen, das angeblich ein Auftragsvolumen von 300 Millionen Euro hat, konnte eine Gesamtlösung erzielt werden. Das Unternehmen, das laut Geschäftsbericht in Schwierigkeiten stecken soll, ist ein Schlüsselunternehmen für die Fertigstellung des BER. Es ist unter anderem für die Mechanik an der komplizierten Brandschutzanlage zuständig, also das intern früher »Monstrum« genannte Gebilde mit seinen Tausenden Klappen und Kanälen, um Rauch im Brandfall abzuleiten. Darüber hinaus ist Caverion für die Sprinkleranlage zuständig, die ebenfalls noch nicht ganz fertiggestellt ist. Kurz: Ohne den Abschluss der Arbeiten von Caverion kann es keine Abnahme des BER geben. Gespräche gab es darüber hinaus auch mit Bosch (Brandmelder). Wichtig sind für den BER zudem die Unternehmen ROM (Kabel), Siemens (Steuerungstechnik) und T-Systems (Funktechnik).
Neue Verträge hat die Flughafengesellschaft unterdessen auch mit den Objektüberwachern abgeschlossen. Diese Prüfer zählen zu einer ganzen Gruppe von Überwachern, die die Arbeiten am Großflughafen untersuchen. Nach Angaben von Kreisen aus der Flughafengesellschaft hält man an einer baulichen Fertigstellung des BER-Terminals im Jahr 2018 fest. Erst danach beginnt die mehrstufige Abnahmephase und der Probetrieb. Rund 18 Monate plant die Flughafengesellschaft dafür ein, dann könnten endlich die ersten Flieger am BER nicht nur starten und landen, sondern auch abgefertigt werden.
Ob der Plan zu halten ist, wird sich zeigen. Im Gegensatz zu früheren Terminen scheint das Vorhaben aber diesmal mit entsprechenden Verabredungen und realistischen Einschätzungen untermauert zu sein. Das war in der Vergangenheit am BER definitiv nicht immer der Fall, wie die zahlreichen Verzögerungen zeigen. Angaben, wie viel der jüngste Aufschub um drei Jahre kostet, gab es auf den Kreisen der Flughafengesellschaft nicht. Im Frühjahr solle ein entsprechender Businessplan vorgestellt werden, hieß es.
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